Georg Joseph Flügel

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Georg Joseph Flügel (* 8. Januar 1816 in Hirschau; † 9. September 1879 in Kelheim) war Bezirksarzt und Verfasser von medizinischen Schriften.

Leben

Georg Joseph Flügel wurde am 8. Januar 1816 als Sohn von Joseph und Kunigunda Flügel, geb. Mader, in Hirschau geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters, der seine Witwe und seinen Sohn in ärmlichen Verhältnissen hinterließ, zogen diese in ihr Elternhaus zum Bruder Sebastian Mader, der das ererbte Wollwarengeschäft betrieb. Dort war die Mutter bis zu ihrem Tod 1868 tätig. Georg Joseph wuchs in der Familie seines Onkels auf. Nach der Schulzeit kam er zu einem „chirurgischen“ Bader in Gebenbach in die Lehre. Als sich zeigte, dass er ein talentierter, fleißiger und wissbegieriger Junge war, ließ ihn sein Onkel studieren. Mit Beginn des Studiums riss die Verbindung zu Hirschau jedoch ab. In der Schriftenreihe „Frankenwald“ heißt es: „Seit seiner Studienzeit war er nicht mehr daheim, weder beim Tode noch bei der Beerdigung seiner Mutter. Man hat ihm das in der Verwandtschaft und in der Einwohnerschaft sehr übel genommen.“[1]

Am 9. September 1879 starb er in Kelheim, beigesetzt wurde er in Hirschau. Georg Joseph Flügel war zweimal verheiratet. Beide Ehen blieben kinderlos. Seine erste Frau liegt in Teuschnitz begraben. Seine zweite Frau Kunigunde zog nach dem Tode ihres Mannes nach München, zunächst in eine Sechszimmer-Frontwohnung in der Sonnenstraße, später ins Marienheim. Dort starb sie am 16. Juni 1909. Sie wurde nach Hirschau überführt und neben ihrem Mann beigesetzt.[1]

Wirken

Von 1840 bis 1846 studierte Georg Joseph Flügel Medizin in Erlangen und München, absolvierte anschließend Praktika in München und am Gebärhaus in Bamberg. 1847 promovierte er als Magister der Chirurgie und Geburtshilfe. Von 1847 bis 1851 arbeitete er als Assistenzarzt am Gebärhaus und Krankenhaus in Bamberg. 1851 erhielt er seine Praxislizenz. Die weiteren Stationen: 1851 praktischer Arzt in Kronach, 1862 Bezirksarzt in Kirchenlamitz, 1864 desgl. in Naila, 1866 in Kelheim und 1868 in Teuschnitz. Im Hof- und Staatshandbuch Bayern für das Jahr 1870 wird er als Bezirksarzt für das Landgericht Ludwigsstadt geführt. Als Gerichtsmediziner war er sehr gefragt. 1851 verfasste er zum Beispiel den Artikel „Zur Lehre vom Kindermord“. 1856 erschien u.a. der Aufsatz „Mord, dem der Anschein des Selbstmord gegeben wurde“. Das Thema Kindersterblichkeit zog sich wie ein roter Faden durch seine Publikationen. 1861 erhielt er eine königliche Belobigung für seinen Aufsatz „Kraut füllt die Haut, schwächt die Bein‘ und macht die Backen klein.“ Gesundheitlich angegriffen, trat er 1874 in den Ruhestand.[1]

Spende für das Hirschauer Krankenhaus

Zeitlebens hatte das Thema Armut (und deren Abhilfe) das Wirken von Georg Joseph Flügel bestimmt, der am Ende seines Todes nicht unvermögend war. Ohne eigene Kinder diente sein Vermögen nun dem Allgemeinwohl, wie auch er diesem immer dienlich sein wollte. Er hinterließ seiner Frau ein Geldvermögen in Höhe von 100 000 Mark. Diese vermachte am 12. Dezember 1899 den größten Teil davon, nämlich 80 371,44 Mark dem Spital in Hirschau. In der Stiftungsurkunde heißt es: „Die Dr. Flügel’sche Stiftung ist bestimmt für das Krankenhaus und die Pflegeanstalt für alte Leute, verwahrloste Kinder und Waisenkinder ohne Unterschied der Religion.“[1][2]

Veröffentlichungen

  • Georg Joseph Flügel: Volksmedizin und Aberglaube im Frankenwalde, München, 1863, online abrufbar im bavarikon

Ehrungen

  • Bei seiner Sitzung am 4. November 1965 benannte der Stadtrat fünf Straßen nach Personen, die sich um Hirschau besonders verdient gemacht haben. Eine 905 Meter lange Straße im Baugebiet West erhielt die Bezeichnung Dr.-Flügel-Straße.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Werner Schulz: Nach einem in Hirschau kaum Bekannten benannt – die Dr. Flügel-Straße. Oberpfalz Medien GmbH, vom 9. Oktober 2021, abgerufen am 02. September 2024
  2. Satzung der Forster-Dorfner'sche Spital- und Krankenhausstiftung Hirschau, abgerufen am 02. September 2024