Burgmuseum
Koordinaten: 49° 9' 37.13" N, 11° 43' 13.39" E
Burgmuseum | |
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Adresse: | Burgstraße 24 92331 Parsberg |
Das Burgmuseum Parsberg liegt in den ehemaligen Stallungen der Burg Parsberg. Als Höhenburg liegt diese auf einem Kalksteinsporn in der Stadtmitte von Parsberg im Landkreis Neumarkt. Die Anlage hat eine lange Baugeschichte, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht.
Im Burgmuseum werden auf etwa 1200 m² Fläche die Geschichte der Region sowie geologische Entwicklungen präsentiert.
Die regionale kulturhistorische Lebenswelt der Umgebung wird durch Exponate aus Handwerk, Textilien, sakralen Devotionalien und regionaler Kunst abgebildet. Eine ganze Etage setzt sich mit dem Themenfeld Nationalsozialismus am Land auseinander. Einzigartige Originaldokumente beleuchten in ihrer Fülle die Auswirkungen der NS Diktatur auf die Region. Das Museum bietet auch individuelle Kindergeburtstage an.
Mit der ersten urkundlichen Erwähnung der Burg im Jahr 1205 beginnt auch die erfassbare Geschichte der Stadt Parsberg. Die Burg Parsberg ist somit nicht nur ein außergewöhnliches Denkmal, sondern auch ein lebendiges Zeugnis der kulturhistorische Vergangenheit Parsbergs und im dort beheimateten Burgmuseum wird diese regionale Geschichte erlebbar.
Historische Abteilung
- Frühgeschichte, Parsberger Ritterschaft, Stadtgeschichte Patsberg
In der Frühgeschichte werden Artefakte aus der Vorgeschichte der Region Parsberg bis zur frühen Neuzeit ausgestellt, die die Entwicklung der Region und das Leben der Menschen in dieser Zeit veranschaulichen. Der Bereich zur Parsberger Ritterschaft beleuchtet die Geschichte des Adelsgeschlechts der Parsberger, das erstmals 1224 urkundlich erwähnt wurde, und zeigt deren Einfluss und Bedeutung in der Region. Die Stadtgeschichte von Parsberg dokumentiert die Entwicklung der Stadt von ihren Anfängen bis zur Gegenwart und bietet Einblicke in wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten, die die Geschichte der Stadt geprägt haben.
Kulturhistorische Abteilung
- traditionelles Handwerk und Landwirtschaft, Wohnen, Liturgie, regionale Malerei
In dieser Abteilung werden die handwerklichen Techniken und landwirtschaftlichen Methoden vergangener Zeiten anschaulich dargestellt. Besucher können Einblicke in das traditionelle Leben und Arbeiten der Menschen in der Region gewinnen.[1] Die Ausstellung zum Wohnen zeigt, wie sich die Wohnkultur um Parsberg im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat[2], während die liturgischen Exponate die regionalen religiösen Bräuche und Praktiken beleuchten.[3]
Der Bereich regionale Malerei widmet sich den Werken von Sigmund Spitzner, Walter Scheidemandl und Otto Bachmeier. Diese Gemälde bieten einen Einblicke in die künstlerische Vielfalt und das kulturelle Erbe der Region.
Nationalsozialismus am Land
- Frontberichte, Zwangsarbeit, Parsberg unter dem Hakenkreuz
Die Museumsabteilung "Nationalsozialismus am Land" bietet eine eindrucksvolle Sammlung von Exponaten, die die Zeit vom Ersten Weltkrieg über die Weimarer Republik bis hin zum Nationalsozialismus abdecken.
Diese Abteilung zeigt Frontberichte, die das Leben und die Erfahrungen der Soldaten in den beiden Weltkriegen dokumentieren. Sie beleuchtet auch die Zwangsarbeit und gibt Einblicke in das Leben in Parsberg unter dem Hakenkreuz. Die Ausstellung bietet eine umfassende Darstellung dieser dunklen Kapitel der Geschichte und hilft, die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die ländliche Bevölkerung zu verstehen.
Das Museum nutzt didaktische Aufbereitungen und historische Zusammenhänge, um die Geschichte lebendig und erlebbar zu machen.[4]
Ausgewählte Exponate
Mach aus deinem Leben Geschichte
Parsberger Gewandfibel (Replik)
Zu Beginn der Eisenzeit im 5Jahrhundert v. Chr., genauer in der Latène-Zeit löste die keltische Bronzekunst, die schematisiert wirkende Bilderwelt der Hallstattzeit mit ihren archaisch anmutenden Bildnissen ab. Charakteristisch für die keltische Kunst ist die ausgefeilte Ornamentik, die sich zum Teil pflanzlicher und tierischer Motive bediente und mit abstrakten Wellen- und Linienmustern arbeitete. Ein neues bestimmendes Element dieser Ornamentik ist der Zirkelschlag. Die komplizierten Kreiskompositionen ordnen sich oft zu komplexen undurchdringlichen Verflechtungen. Die keltische Bronzekunst umfasst eine Vielzahl von Objekten, darunter Waffen, Schmuck, Münzen und rituelle Gegenstände. Ein Musterbeispiel keltischer Kunstfertigkeit stellt die Parsberger Gewandfibel dar. Gewandfibeln sind metallene Gewandspangen, die dem Prinzip der Sicherheitsnadel entsprechen und bis ins Hochmittelalter Verwendung fanden. Sie wurden benutzt, um Kleider, Umhänge und Mäntel zusammenzuhalten. Neben ihrer praktischen Funktion dienten sie auch als Schmuckstücke. Siedienten auch als Insignie und repräsentierten so die soziale Stellung ihres Trägers.
Bei der Parsberger Maskenfibel handelt es sich um einen Bronzeguss aus der Frühlatènezeit zwischen 500 und 400 v. Chr. Sie wurde im 19. Jh. bei Parsberg in einem Gräberfeld gefunden. Das Original, befindet sich aus Versicherungs- und Sicherheitstechnischen Gründen im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg und ist ein herausragendes Beispiel für die Kunstfertigkeit der Latènekultur des 5. Jahrhunderts v. Chr mit europaweiter Provenienz. Diese nur 9cm große Fibel ist ein außergewöhnliches Zeugnis frühkeltischen Kunsthandwerks und stellt wohl ein Fabelwesen dar. Die bronzene Fibel ist gekrümmt, länglich und ähnelt in der Formgebung der eines Tieres das von Kopf über Körper in einen geteilten Schwanz ausläuft. Der Tierkopf der Spange ist detailliert gearbeitet,, während der geschwungene Körper entlang seiner Länge Rillen und Rinnen aufweist, die Beine oder andere Merkmale eines Tierkörpers darstellen könnten. Wer der Träger der Parsberger Maskenfibel war, lässt sich wegen fehlender Beifunde nicht bestimmen. Man kann jedoch annehmen, dass diese aufwändig gearbeitete Fibel einer gesellschaftlich höher gestellten Person ins Grab mitgegeben wurde.[5]
Hallstattzeitliche Funde von Granswang
Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Granswang befindet sich in der Gemarkung Raitenbuch, in der Flur „Gebert", die im Volksmund „Gebertswiese" genannt wird. Hügelgräber bei Granswang wurden in den dortigen Äckern bereits seit 1971 vermutet. Im Jahre 1987 fand man erstmals große Mengen ausgeackerter Scherben. Nach einer erfolgreichen Versuchsgrabung die zwei Ganzkörperbestattungen mit mehreren Gefäßen als Beigaben zu Tage förderte.[6] Genehmigte das Landesamt für Denkmalpflege daraufhin eine offizielle Grabung. Die Grabung dauerte bis 1993. 1995 führte dann die AGRICOLA, Arbeitsgemeinschaft für Kultur- und Naturgeschichte e.V. die Grabung fort. AGRICOLA pachtete den Acker und führte mit Genehmigung des Landesamtes für Denkmalpflege Grabungsarbeiten bis zum 17. November 2003 durch.
Es wurden Männer, Frauen und Kindergräber freigelegt. Die Grabbeigaben reichten von ganzen Geschirrsätzen, farbige Glasperlen, Bernsteinperlen, Bronzeschmuck bis hin zu Rasseln und kleinen Tiergestalten aus Ton und Bronze.
Neben schwarz- und rotgebrannten Urnen fand man auch weißtonige, bemalte Gefäße. Bei der weißen Keramik handelt es sich um eine regionale Besonderheit des Parsberger Riffzuges. Die Granswanger Urnen und Schalen sind aus grauem Ton gefertigt, der sich beim Brennvorgang weiß verfärbt. Der hohe Eisenoxidgehalt des regionalen Tones führt bei hohen Temperaturen dazu, dass dieser seine Farbe ändern kann. Die Gefäßoberflächen wurden mit roten und dunkelbraunen Erdfarben sowie schwarzem Birkenpech bemalt.
SCHMIEDEEISERNE TRUHE
Diese schmiedeeiserne Truhe ist ein bemerkenswertes Stück Handwerkskunst. Sie stammt aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts und wurde bis 1935 als Gemeindekasse verwendet. Die Truhe ist mit drei Schlössern ausgestattet. Auch die drei zugehörigen Schlüssel existieren noch.
Die Verwendung von Gemeindekassen reicht weit zurück in die Geschichte. Sie wurden oft verwendet, um Steuern, Abgaben und andere öffentliche Gelder zu sammeln und aufzubewahren. Diese Gelder wurden dann verwendet, um öffentliche Dienstleistungen und Infrastrukturen zu finanzieren, wie z.B. den Bau von Straßen, Brücken und Schulen.
Die Gemeindekassen waren auch ein Symbol für die finanzielle Verantwortung und Integrität einer Gemeinde. Sie wurden oft in der Öffentlichkeit präsentiert, um das Vertrauen der Bürger in die finanzielle Verwaltung ihrer Gemeinde zu stärken.
Die Gemeindekasse in unserem Museum ist aus Schmiedeeisen gefertigt, einem Material, das für seine Haltbarkeit und Widerstandsfähigkeit bekannt ist. Schmiedeeisen wurde in der Geschichte oft für Gegenstände verwendet, die Stärke und Langlebigkeit erforderten, wie z.B. Werkzeuge, Waffen und natürlich Truhen. Die Tatsache, dass diese Truhe drei Schlösser hat, lässt vermuten, dass sie wahrscheinlich zur Aufbewahrung von sehr wertvollen Gegenständen oder Geld und wichtigen Dokumenten verwendet wurde.
Trotz ihres Alters von fast 200 Jahren ist sie immer noch in einem guten Zustand. Dies spricht für die Qualität der Materialien und der Handwerkskunst, die in ihre Herstellung eingeflossen sind.
Weblink
Einzelnachweise
- ↑ Burg/Museum Parsberg (Hg.): Das heimische Handwerk in Parsberg und Umgebung (=Burg/Museum Parsberg, Heft 1), Nürnberg 1988.
- ↑ Burg/Museum Parsberg (Hg.): Bäuerliches und bürgerliches Wohnen in Parsberg und Umgebung (=Burg/Museum Parsberg, Heft 4), Nürnberg 1991.
- ↑ Burg/Museum Parsberg (Hg.): Glaube – Kirche – Volk in Parsberg und Umgebung (=Burg/Museum Parsberg, Heft 3), Nürnberg 1989.
- ↑ Donaukurier vom 30.01.2013: Zeitgeschichte erlebbar gemacht. Vielfalt von Exponaten im Burgmuseum zur Machtergreifung 1933. https://www.donaukurier.de/archiv/zeitgeschichte-erlebbar-gemacht-4669126 [aufgerufen am 23.01.2025]
- ↑ Olav, Ernst: Die Parsberger Maskenfibel - eine außergewöhnliche Gewandspange der Fühlatènezeit, in: Agricola, Informationsblätter zur Kultur und Naturgeschichte, Blatt 22/2004, (online abrufbar unter: https://www.heimatforschung-regensburg.de/248)
- ↑ Rasshofer, Günter: Hallstattzeitliche Funde aus Grabhügeln bei Granswang, Gde: Hohenfels, Lkr. Neumarkt i. d. Opf., in: Ausgrabungen und Funde in Altbayern : 1992-1994. Sonderausstellung Gäubodenmuseum Straubing, 15. Dezember 1995 bis 3. März 1996 (=Katalog des Gäubodenmuseums Straubing 24), Straubing 1995, S. 79–83.