Der große Brand von Ensdorf 1507

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Am 29. Juli 1507 brach in Ensdorf ein Feuer aus, das fast das ganze Dorf vernichtete.

Der Brand in Ensdorf 1507. Ausschnitt aus dem Abtporträt von Friedrich III. Prentel im Kloster Ensdorf

Die Vorgeschichte

Ensdorf bestand laut Steuerregister von 1496[1] neben dem Kloster aus 32 Häusern. Folgende Gewerbe sind genannt:

  • Mühle
  • Fleischbank mit Bierwirtschaft
  • Weinwirt
  • Schmied
  • Bader
  • Wagner
  • Krämer
  • Bäcker
  • Schuster
  • Schneider

Im Kloster regierte seit 1503 Friedrich III. Prentel oder Brentell als Abt[2]. Die Zahl der Mönche lag um die 30. Bewirtschaftet wurden ca. 100 Tagwerk, davon 70-80 im Feldbau, der Rest als Wiesen. Der Viehbestand für 1507 ist nicht überliefert, aber 1533 lag er bei 14 Pferden, 39 Stück Rindvieh, 17 Schweinen und Geflügel. Die Klosteranlage bestand aus einer doppeltürmigen Kirche, einem Konventbau mit Kreuzgang, Brunnen, Kapitelsaal im Ostflügel, Abtwohnung im Westflügel, Küche und Speisesaal im Südflügel. An Wirtschaftsgebäuden bestanden weiterhin ein Badhaus, eine Bäckerei, Stallungen, und das Pfründnerhaus.

Der Brand

Am Donnerstag, den 29. Juli 1507 brach im Pfründnerhaus des Klosters ein Feuer aus. Pfründner waren Menschen, die gegen Kost und Logis bis ans Lebensende ihr Vermögen dem Kloster überschrieben hatten. In anderthalb Stunden vernichtete das Feuer fast das ganze Kloster und das Dorf dazu. Wie der Abt in einem Briefprotokoll [3] berichtete, war dem Pfründner Hans Schetzler durch „unfleis“ das „feuer auskommen“. Weiter schreibt er, „durch auß abgeprannt“ sind

  • die Klosterkirche mit beiden Türmen und sieben Glocken
  • Konventbau mit Küche, Schlafhaus und Krankensaal
  • Badhaus und Bäckerei
  • Stallungen
  • Klostermühle, Brauhaus, Pfründnerhaus
  • im Dorf 28 Häuser.

Bedingt durch den Westwind blieben nur wenige Gebäude vom Kloster aus in Richtung Vils verschont:

  • Pfarrkirche St. Stephan
  • Viehhof mit Pferdestall und Haferkasten
  • Hofstadel, Dorfmühle und 3-4 Häuser.

Die wenigsten Häuser waren Steinbauten, nachweisbar sind nur eine Weintafern und das Rathaus.

Brandbekämpfung

Genaueres zur Brandbekämpfung ist nicht überliefert, es ist aber zu vermuten, dass sich die Ensdorfer der damals üblichen Mittel bedient haben, die allerdings wenig effektiv waren:

  • Feuerhaken zum Einreißen der brennenden Gebäude
  • Leitern, um mit Eimerketten an den Brandherd zu kommen
  • Wassereimer von ca. 10 l Fassungsvermögen, die aus Leder und mit Pech abgedichtet waren.

Feuerspitzen sind für Deutschland ab 1518 nachweisbar, für Ensdorf erst 1737[4]. Als Folge des Brandes gab Abt Friedrich eine Feuerordnung für Ensdorf, Thanheim, Uschlberg, Seulohe und Wolfsbach heraus. Sie beinhaltete:

  • Ernennung der „Vierer“ als Feuerbeschauer
  • In Wolfsbach und Thanheim sollten je zwei Feuerhaken aufbewahrt werden
  • In Ensdorf und Seulohe je ein Feuerhaken
  • Bei jedem Haus musste eine Leiter vorgehalten werden
  • Bei jedem Haus war eine Laterne Vorschrift, um Licht in die Stadel und Ställe zu tragen
  • Mit angezündetem und offenen Kienspan in Stadel oder Stall zu gehen wurde mit 30 Pfennig Bußgeld bestraft
  • Die Vierer sollten alle 14 Tage die Feuerstätten besichtigen.

Schadensbehebung

Ave-Maria-Glocke Ensdorf, Fotograf Hans Babl

Abt Friedrich schrieb weiter in seinem Bericht, dass „von wegen der grossen verderblichen prunst“ Kloster und Dorf in größte Not kamen. Er musste für den Wiederaufbau Geld aufnehmen, so z. B. vom Kloster Michelfeld, vom Hammermeister Portner von Leidersdorf und anderen. Auch Klostergrund musste verkauft werden. Klosterkirche und Konventbau wurden nur notdürftig wieder hergestellt, so wurden die ursprünglichen Treppengiebel der Klosterkirche durch einfache Pyramidendächer ersetzt. Schließlich wurde eine neue Glocke angeschafft, wahrscheinlich die noch heute erhaltene „Ave-Maria-Glocke“. Bereits zwei Monate nachdem Brand begann Georg Bader mit dem Wiederaufbau der Badstube. Auch Kunz Windeck eröffnete wieder die Weintafern. Schmied und Wagner, Schuster, Schneider und Weber waren bald wieder in Ensdorf verzeichnet. Schuldenerlass und Geldleihe durch das Kloster sollten verarmten Klosteruntertanen beim Wiederaufbau helfen. Hans Schetzler, der den Brand verursacht hatte, wurde auch zur Schadensbehebung herangezogen. Bei der Gerichtsverhandlung vom 26.11.1507[5] wurde verfügt, dass nach seinem Tod von seinem Vermögen von 100 Gulden rheinisch zwei Drittel ans Kloster und ein Drittel an die Geschädigten aus dem Dorf gehen sollten. Außerdem sollte ihnen als „kleine ergetzlichkeit irer scheden“ seine Bienenstöcke und seine bewegliche Habe gehören.

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Amberg Standbuch 634
  2. Hans Zitzelsberger: Chronik von Ensdorf, Gemeinde Ensdorf 1991
  3. Staatsarchiv Amberg, Kloster Ensdorf Litera 10 1/2 fol 84, 85, 700
  4. Staatsarchiv Amberg Kloster Endorf Rechnung 118
  5. Staatsarchiv Amberg Urkunde 1507, XI 26