Doppelsperre in der Kreisstraße AS 18 bei Hirschau

Aus OberpfalzWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Koordinaten: 49° 33' 26.60" N, 11° 57' 0.56" E

Doppelsperre in der Kreisstraße AS 18 bei Hirschau
Sperranlage Hirschau AS 18-9777.jpg
Adresse:92242 Hirschau
BLfD-ID:D-3-71-127-69

Die Doppelsperre in der Kreisstraße AS 18 bei Hirschau befindet sich an der Kreisstraße AS 18 etwa 500 m nördlich dem Ortsende von Hirschau. Die Anlage ist eine der letzten voll funktionstüchtigen Panzersperren im Landkreis Amberg-Sulzbach. Im Jahr 2010 wurden die Sperren in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.[1][2][3]

Beschreibung

An der Stelle der beiden Sperren quert die Kreisstraße AS 18 beim Lothosweiher eine wasserführende Senke. In Verbindung mit dem Weiher bildet die Senke ein natürliches Geländehindernis, weshalb man auf ihrer Sohle im Jahr 1970 eine Trichtersperrre angelegt hat. Als 1987/88 die AS 18 in diesem Bereich neu gebaut wurde, führte man sie neben der alten Trasse auf einem Damm über die Senke und baute in diesen drei Sprengröhren ein. Die Anlage in der alten Straße wurde beibehalten, sodass sich seitdem hier eine Doppelsperre aus einer Trichter- und einer Grabensperre befand, deren nicht ortsfeste Teile mittlerweile ausgebaut sind.[1][2]

Abdeckung von einer der drei Sprengschächten

Trichtersperre

Die Trichtersperre wurde unter der Objektnummer AS-0048 geführt. Trichtersperren sind der verbreitetste Typ von Straßensperren. In diesem Fall besteht die Trichtersperre aus drei hintereinander angeordneten Sprengschächten. Verschlossen sind sie durch sogenannte Kreuzdeckel mit Mittelschraube, die einem Kanaldeckel gleichen. Die kreisrunden Schächte besitzen eine Tiefe von 6 m und einen Durchmesser von 60 cm. Im Ernstfall wären sie mit jeweils 20 käselaibförmigen Trichtersprengladungen von je 25 kg TNT bestückt worden, was einem Gesamtgewicht von 1,5 t entsprach. Durch die bei der Sprengung in den Boden gerissenen Trichter wäre die Straße für feindliche Panzer unpassierbar geworden, da sich diese beim Versuch, sie zu durchqueren, im gelockerten Erdreich festgefahren hätten.[2][4]

Abschlusskasten von einer der drei Röhren der Grabensperre

Grabensperre

Die Grabensperre wurde unter der Objektnummer AS-0013 geführt. Grabensperren sind relativ selten, in Bayern gibt es nur noch eine weitere bei Cham. Grabensperren wurden in Hangstraßen, Brückenauffahrten oder wie in diesem Fall in Dämmen angelegt. Grabensperren bestehen in der Regel aus drei Röhren mit einem Durchmesser von 200 mm aus verrottungsfestem Kunststoff, die horizontal in den Straßendamm eingebaut sind. Im vorliegenden Fall beträgt die Länge der Röhren etwa 27 m. Der Abstand zwischen den Röhren liegt bei etwa 16 m. Die Röhren liegen in einer Tiefe von 2,30 m und und sind im Winkel von 45° zur Fahrbahnachse verlegt. Von außen sind von der Anlage nur die jeweils drei rechteckigen Abschlusskästen auf beiden Seiten der Straßenböschung zu sehen.[2][5]

Im Ernstfall wären die Röhren mit jeweils 700 kg Plastiksprengstoff PETN bestückt worden, was einem Gesamtgewicht von gut 2 t entspricht. Zur Bestückung der Röhren wären 500g Würfel verwendet worden, die mit Hilfe einer Handwinde eingebracht worden wären. Dazu hätte man in das Ladeseil im Abstand von 1 m Mitnehmerscheiben eingesteckt. Zwischen die Mitnehmerscheiben hätte man die Sprengstoffwürfel gepackt und dann schrittweise in die Röhre gezogen. Für die Zündung hätte man die drei Sprengrohre durch zwei am Boden gelegte getrennte Ringleitungen miteinander verbunden, damit beim Versagen der Hauptzündung noch eine Reservezündung zur Verfügung stand. Die Rohrenden hätte man an beiden Seiten mit Sandsäcken gedämmt. In der Anlage waren Vorrichtungen vorhanden, die es später einmal ermöglicht hätten, die Rohre mit Flüssigsprengstoff zu befüllen.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Uli Piehler: Von der permanenten Bedrohungslage während des Kalten Krieges zeugen heute noch alte ...: Der Kalte Krieg am Weiher-Idyll, in: onetz.de. Oberpfalz Medien GmbH, vom 29. September 2014, abgerufen am 24. Februar 2025
  2. 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 Mathias Conrad: Doppelsperre aus der Zeit des Kalten Krieges in der Kreisstraße AS 18 bei Hirschau. In: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg Regionalgruppe Amberg (Hrsg.): DER EISENGAU 34/2010, Amberg 2010, S. 33
  3. Infotafel bei der Doppelsperre
  4. Datenbank Dokumentation Sperr-Anlagen - Projekt DOSPA, abgerufen am 24. Februar 2025
  5. Datenbank Dokumentation Sperr-Anlagen - Projekt DOSPA, abgerufen am 24. Februar 2025