Marienbildstock an der Kohlberger Straße

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Koordinaten: 49° 32' 45.67" N, 11° 57' 21.04" E

Marienbildstock an der Kohlberger Straße
Marienbildstock Kohlberger Straße Hirschau.jpg
Marienbildstock mit den beiden Linden
BLfD-ID:D-3-71-127-33

Der Marienbildstock an der Kohlberger Straße ist ein Bildstock in Hirschau. In den Jahren 1994 und 1995 war dessen Existenz gefährdet, weil ein Bauträger eine Baugrube bis sehr nah an den Bildstock heran aushob. Dem Einsatz aufmerksamer Bürger ist es zu verdanken, dass der Bildstock erhalten blieb, wenn auch nicht mehr am ursprünglichen Ort. Er wurde an Pfingsten 1995 um etwa 50 m an den heutigen Standort versetzt.

Standort

Das Marterl steht am östlichen Ortsausgang von Hirschau an der Kohlberger Straße.[1]

Bild in der Rundbogennische

Beschreibung

Der mit einem Ziegeldach bedeckte Bildstock stammt wahrscheinlich aus dem 17. oder 18. Jahrhundert und ist relativ gut erhalten. In einer Rundbogennische befindet sich das Bild der Heiligen Dreifaltigkeit. Es zeigt Gottvater und Christus, darüber den Heiligen Geist als Taube. Oberhalb dieser Nische befindet sich eine Einbuchtung mit einem kleinen Kreuz.[1]

Geschichte

Im Sommer 1994 rief der gemauerte Bildstock die Anwohner der Kohlberger Straße auf den Plan. Sie hatten erfahren, dass dieser im Zuge des Neubaus von 23 Wohnhäusern im Baugebiet „Am Schlossacker“ versetzt oder gar entfernt werden soll. In einem Schreiben an Bürgermeister Helmut Rösch äußerten 33 Anwohner die Befürchtung, dass eine „nicht vermeidbare Beschädigung billigend in Kauf genommen wird, um so das anscheinend störende Bauhindernis zu beseitigen“. Die Stadt solle „durch Überwachung Sorge tragen, dass nicht in einer sogenannten ,Nacht- und Nebelaktion' nicht mehr wiedergutzumachende Verhältnisse geschaffen werden“. Die Stadt hatte dem Bauträger die Sicherung des Bildstocks zur Auflage gemacht. Trotzdem sollten die Befürchtungen der Anwohner bald Realität werden. Der Bauträger hob die Baugrube bis dicht an das Denkmal aus. Er begann trotz der Interventionen von Bürgermeister Helmut Rösch und Stadtpfarrer Norbert Demleitner mit dem Hausbau und schuf vollendete Tatsachen. Die Hauswand des Reihenhauses auf Parzelle 13 hatte 2 Meter Abstand zum Marterl. Die Stufe zur Eingangstür, über die noch ein Vordach kommen sollte, reichte bis auf 1,20 Meter heran. Der Bauherr sicherte den Bildstock lediglich mit einem an einem Pflock festgezurrten Gurt. Es bestand Einsturzgefahr. Das Marterl neigte sich bereits in Richtung Baugrube. Bauarbeiter äußerten unverhohlen gegenüber einer Anwohnerin: „Des Marterl lass ma in d’ Groubn einefalln. Nou is weg.“ Auf Anregung von Josef Dietz startete Regina Pechtl eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des Marterls am bestehenden Platz. 33 Anwohner unterzeichneten das Schreiben.

Nach Intervention der Stadt und der Pfarrei beim Landratsamt ließ dieses am 2. August 1994 den Bau mit sofortiger Wirkung einstellen. Es folgten längere Beratungen. Schlussendlich stimmten Stadt und Landratsamt dem Antrag der Bauträgergesellschaft auf Versetzung des Bildstocks zu. Den neuen Standort legte die untere Denkmalschutzbehörde rund 55 Meter östlich des bisherigen fest. In den Tagen vor Pfingsten 1995 wurde das Marterl dorthin mithilfe eines großen Autokrans unter Sicherungsmaßnahmen umgesetzt. Dort steht es nun auf einem etwa einen Meter hohen Betonfundament auf städtischem Grund. Versetzt wurden auch die beiden Ahornbäume, von denen der Bildstock eingerahmt war. Beide haben aber die Umsetzung nicht überstanden. Sie wurden durch zwei Linden ersetzt. Das Marterl, die Bäume und das Umfeld werden seither von Regina Pechtl gepflegt. Sie mäht den Rasen, pflanzt und gießt Blumen, beseitigt herabgefallenes Laub.

Anfang Oktober 2000 wurde das Marterl von Stadtpfarrer Norbert Demleitner im Beisein zahlreicher Gläubiger neu eingeweiht. Heribert Fleischmann, damals Kirchenpfleger, hatte es mit viel Engagement und fachlichem Können renoviert. Das Bild in der Nische wurde von einem Kirchenmaler neu gemalt. Pfarrer Demleitner dankte den Anwohnern für Pflege und Erhalt des Marterls. Den Erhalt des Bildstocks bezeichnete er als Zeichen des Glaubens der Menschen, die hier wohnen. Zuletzt wurde das Marterl im November 2017 restauriert. Mitarbeiter des städtischen Bauhofs besserten die schadhaften Putzstellen aus und brachten einen neuen Farbanstrich an.[2][3]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Alfred Härtl: Orte der Besinnung. Hirschau 2000, ISBN 3-9800725-6-8, S. 45
  2. Werner Schulz: Der Marienbildstock – vor 30 Jahren vor dem Einsturz gerettet. Oberpfalz Medien GmbH, vom 22. September 2024, abgerufen am 23. September 2024
  3. Hirschauer Bauhof restauriert historischen Bildstock: Frisch gestrichen. Oberpfalz Medien GmbH, vom 7. November 2017, abgerufen am 23. September 2024