Schloss Lindenlohe

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Koordinaten: 49° 21' 32.09" N, 12° 9' 28.79" E

Schloss Lindenlohe
Schloss Lindenlohe.jpg
Schloss Lindenlohe
Adresse:Lindenlohe 18
92421 Lindenlohe

Schloss Lindenlohe vulgo Haus Lindenlohe ist ein Ortsteil der Stadt Schwandorf im Landkreis Schwandorf.

Geografie

Schloss Lindenlohe lag nordöstlich von Schwandorf umrahmt von Wäldern. Das Oberpfälzer Seenland liegt in unmittelbarer Umgebung. Auf dem Areal des Hauses Lindenlohe oder Schloss Lindenlohe befindet sich heute die Orthopädische Klinik Lindenlohe östlich der Autobahn A 93.

Schloss Lindenlohe

Am 28. Mai 1907 zog Maximiliane (1850-1937) Gräfin von Holnstein, geborene Freiin von Gumppenberg-Pöttmes, Witwe des erblichen Reichsrates und Oberststallmeisters Graf Maximilian Karl Theodor von Holnstein aus Bayern in die Villa ein.

1906 kauft sie die Grundstücke und baut ein Wohnhaus mit Loggia und Auffahrtsrampe, Stallung mit darüber befindlichen Dienstbotenwohnungen, Wagenremise, Eiskeller, Maschinenraum, Holzschuppen und ließ einen entsprechenden Hofraum anlegen. Es wurde auch ein Ziergarten mit Tennisplatz und Pflanzgarten angelegt. Den Bauplan für die Gebäude erstellte der Münchner Architekt Holzmann.

1907 wurde auch eine Kapelle für private Andachten in unmittelbarer Umgebung des neuen Schlosses errichtet. Die Kapelle trägt einen Glockenturm. Im Innenraum findet sich ein Holzkreuz mit seitlichen Kerzenhaltern, auch am Altar befinden sich zwei Kerzen und eine bemalte Marienstatue, sowie eine weitere Madonnenfigur im hellen Gewand. Ein Eisentor verschließt die Andachtskapelle. In der Nähe dieser Kapelle steht ein ca. 3 m großes Kreuz mit Christusfigur.

Auf dem Schlossgrundstück selbst befand sich ein recht ergiebiger Brunnen, der einen Teil des Wasserbedarfes zu decken imstande war. Das Wasser wurde mit Hilfe einer Unterwasserpumpe, die in etwa 20 m Tiefe eingebaut war, in die Behälter gehoben.

Die Gräfin fühlte sich in ihrer Abgeschiedenheit offenbar sehr wohl. Sie verfügte über eine entsprechende Dienerschaft, so dass sie von den Annehmlichkeiten des Lebens nicht viel entbehrte. Große Gesellschaften pflegte die Gräfin nicht zu geben, jedoch sah man sie fast täglich hoch zu Ross in die Wälder reiten. Bis ins hohe Alter benutzte die Gräfin auch den Tennisplatz beim Schlössl.

Der Vermögensverlust durch die Inflation 1923 sowie das Fehlen regelmäßiger, dem Aufwand entsprechender Einkünfte zwangen zu Beginn der zwanziger Jahre zu ersten Sparmaßnahmen. Zwar konnte noch ein dunkelbrauner „Benz“, eines der ersten Autos in unserer Gegend, erstanden werden. Die Stelle des Kutschers übernahm der Chauffeur Georg Beer. Aber die Reduzierung des Personals und die Auflösung der Pferdestalles ließen sich nicht vermeiden. Am 14. Dezember 1936 kaufte die NS-Volkswohlfahrt Berlin um 38.000 RM den gesamten Besitz und beurkundetet es am 07. April 1937.

Maximiliane Gräfin von Holnstein zog nach München in eine Mietwohnung, wo sie drei Monate später am 23. September 1937 mit 88 Jahren verstarb. Ihre sterblichen Überreste wurden mit der Bahn nach Schwarzenfeld überführt. Sie wurde in der Holsteinischen Gruft in Schwarzenfeld beigesetzt.

Bilder

Müttererholungsheim

Im Hochsommer 1937 wurde das ehemalige Schloss als Müttererholungsheim der NSV eingeweiht; es diente bedürftigen, meist kinderreichen Müttern aus dem Gaugebiet „Bayerische Ostmark“ zur Erholung. Die Heimleitung oblag Frl. Wilhelmine Eckert. Für die ärztliche Betreuung war Dr. Meister aus Schwandorf verantwortlich.

Kriegslazarett

Ab 1. Mai 1941 wurde das Heim zum Kriegslazarett. Im letzten Kriegsjahr lagen etwa 70 verwundete Soldaten im Haus. Als sich die Front näherte, wurden am 20. April 1945 die Gehfähigen und die weitgehend Wiedergenesenen nach Walderbach gebracht. 40 Schwerverwundete blieben im Schloss. Als Chefarzt war Dr. Peter aus Schwarzenfeld tätig, für die Hausorganisation war Oberschwester Anna von der Sitt verantwortlich. Die Verwaltung übernahm Frl. Eckert von der NSV.

Am 22. April rückten die Amerikaner über den Berg bei Traunricht nach Süden vor. Am Morgen des 23. April 1945 kurz nach 9 Uhr tauchten die ersten Fahrzeuge der US-Truppen vor dem Schloss auf. Inzwischen waren das Sanitätspersonal, alle Verantwortlichen und die meisten Schwestern geflohen. Die Bewohner und die Verwundeten mussten sich soweit sie sich auf den Beinen halten konnten im Schlosshof aufstellen. Darauf durchsuchten die amerikanischen Soldaten das Lazarett.

KZ-Häftlinge

Mitte Juni brachten amerikanische Armeefahrzeuge etwa 80 ehemalige KZ-Häftlinge, meist aus dem UNRRA-Krankenhaus „BBI-Kasino“, nach Lindenlohe und quartierten sie im Schloss ein. Die UNRRA war eine Hilfsorganisation für verschleppte Personen, vor allem KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter. Sie wurden nach und nach weniger; im Herbst verließen die letzten Lindenlohe.

Polnische Zwangsarbeiter

Anschließend waren acht Wochen lang etwa 10 Polen die Herren des Schlosses. Sie kamen mit einem früheren polnischen Zwangsarbeiter aus der Lazarettzeit hierher. Nachdem es zu Plünderungen kam, es verschwanden vor allem Lazarettwäsche und Decken fast restlos aus den Lagerbeständen, verlangte die in Charlottenhof liegende US-Einheit die vollständige Räumung des Schlosses und des Nebengebäudes. Die Polen wurden von den Amerikanern weggebracht. Eine deutsche Frau mit zwei kleinen Kindern durfte bleiben.

Offiziersmesse

Am 15. Oktober 1945 belegten die Amerikaner das Schloss und richteten eine Offiziersmesse ein. Sie blieben den ganzen ersten Nachkriegswinter.

Flüchtlingsaltersheim

Im März 1946 pachtete die Innere Mission der Evangelischen Kirche Schloss Lindenlohe von der Vermögensverwaltung der Oberfinanzdirektion Nürnberg, Nebenstelle Regensburg. Nach Abzug der Amerikaner wurde es zum Flüchtlingsaltersheim, dessen Insassen von der Diakonissin Schwester Lina, sie gehörte den Hensoltshöher Schwestern an, bis 1.06.1946 betreut wurden.

Entbindungsheim

Anschließend baute sie mit weiteren Schwestern ein Entbindungsheim für Flüchtlinge auf. Im ersten Halbjahr, bis Ende 1946, meldete Hausverwalter Karl Klose 40 Geburten in Lindenlohe an. Erschreckend hoch war die Säuglingssterblichkeit, wozu wohl der Mangel an Nahrung und Medikamenten, an Verbandsmaterial und allen heute selbstverständlichen Hilfsmitteln in erheblichem Maße beigetragen hatte. Vielfach mussten die Mütter länger als üblich im Haus verweilen, da sie häufig ohne festen Wohnsitz waren; deshalb hieß es amtlich auch "Mütter- und Säuglingsheim Lindenlohe". Die letzte Geburt im Entbindungsheim wurde am 20. Januar 1949 beurkundet.

Zeitgeschichte

Hier sei eine kurze Einblendung in die damaligen Zeitläufe erlaubt. Im Juni 1948 veränderte die Währungsreform die wirtschaftliche Situation in der Bundesrepublik grundlegend. Auch die härtesten Folgen des Krieges waren allmählich überwunden. Die Armeen der Besatzungssoldaten waren auf ein von der notwendigen Sicherheit bedingtes Maß reduziert. Die Mehrzahl der Männer war aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen. Auch hatten sich die Familien nach den entsetzlichen Verhältnissen der Vertreibung wieder weitgehend gefunden. Die Lebensbedingungen begannen sich zu normalisieren. Durch Übertragungsurkunde vom 13. Juli 1948 ging der Besitz an das Land Bayern über. Am 30. April 1949 war der Auftrag Schwester Linas beendet und sie verließ Lindenlohe.

Kinderheim

Am 1. Mai 1949 übernahm Diakon Emil Kilimann die Heimleitung und gestaltete Schloss Lindenlohe zu einem Kinderheim um. Anfang Juni 1949 erfolgte die Einweisung elternloser Kinder, teils aus Sulzbach-Rosenberg, teils aus Auhof (Landkreis Roth). Etwa 60 Kinder wurden von meist 10 Schwestern der Rummelsberger Anstalten betreut. Das Kinderheim bestand bis 1. Mai 1950. Von den 52 damals im Heim betreuten Kindern kamen an diesem Tag 12 nach Castel-Windsor bei Falkenstein, 40 nach Sulzbach-Rosenberg. Die Innere Mission erneuerte keinen weiteren Pachtvertrag. Von Mai 1950 an stand das Haus fast leer, lediglich der Hausmeister Josef Braun aus Freihöls kümmerte sich um Gebäude und Einrichtung.[1][2][3]

Orthopädische Klinik

Am 9. März 1951 wurde der Besitz durch die Zweigstelle Regensburg der Oberfinanzdirektion Nürnberg an das BRK, Bezirksverband Niederbayern-Oberpfalz, übergeben. Aus Klingenbach (Landkreis Bogen) kamen Schwestern und Hilfskräfte, um das Haus für die Zwecke einer Orthopädischen Klinik einzurichten. Die Zeit drängte, denn das Haus in Klingenbach, Erholungszentrum eines Industriebetriebes, wurde dem Besitzer wieder übereignet. Am 9. April 1951 trafen die ersten 30 Patienten in Lindenlohe ein. Das Personal der „ersten Stunde“ setzte sich zusammen aus Chefarzt Dr. Schmidt, Oberarzt Dr. Hartmann, Oberschwester Erna Curvy und Verwalter Dipl.-Ing. Navratil, ferner 4 Schwestern und 6 Personen als Hilfskräfte. Die offizielle Einweihungsfeier fand am 6. Juni 1951 statt.

1948/49 gab es eine große Kinderlähmungsepidemie. Anfangs wurden vor allem Kinder betreut die von der Kinderlähmung betroffen waren. Aber auch andere Behinderungen, wie Rückgratverkrümmungen, Klump-, Hohl- oder Knickfüße wurden behandelt.

Die Orthopädische Klinik Lindenlohe ist heute in allen Bereichen nach modernsten Gesichtspunkten ausgerüstet und gewährleistet somit eine optimale Behandlung und Betreuung von Patienten mit degenerativen Erkrankungen, rheumatischen Erkrankungen, Sportverletzungen, Tumoren, angeborenen Fehlbildungen, Unfallverletzungen, Wirbelsäulenschäden u. a. Erkrankungen des Bewegungsapparates. Zurzeit können im Haus 140 Patienten in modernen Patientenzimmern aufgenommen werden. Es stehen auch 8 Betten zur postoperativer Überwachung bereit. Jährlich werden 4.000 Patienten stationär und circa 10.000 Patienten ambulant versorgt.

Weblinks

Commons: Schloss Lindenlohe – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Chronik der Klinik Lindenlohe von Josef Salzl, 1974, Verlag: Der neue Tag
  2. Die Chronik von Lindenlohe, Autorin: Rita Scharl, 1994, Eigenverlag
  3. Freihöls, FFW Freihöls, Autorin: Rita Scharl, Druck&Papier Obendorfer, Nabburg