St. Michael (Poppenricht)

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Koordinaten: 49° 28' 33.24" N, 11° 48' 24.37" E

St. Michael (Poppenricht)
Kirche Poppenricht.jpg
Kath. Pfarrkirche St. Michael Poppenricht
Adresse:St.-Michael-Straße 4
92284 Poppenricht
BLfD-ID:D-3-71-144-16

Die neue St.-Michaels-Kirche in Poppenricht ist die katholische Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrei St. Michael in Poppenricht. Das Bauwerk ist unter der Denkmalnummer D-3-71-144-16 als Baudenkmal in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.

Geschichte

Nach dem 2. Weltkrieg ließen der Zuzug von Heimatvertriebenen und eine rege Bautätigkeit die Zahl der Katholiken sprunghaft ansteigen, so dass die alte Michaelskirche in der Ortsmitte, die von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt wurde, bald zu klein wurde. Nach reiflicher Überlegung wurde schließlich von 1962 bis 1964 nach Plänen von Ingenieur Dr. Richard Dagostin sowie unter künstlerischer Ausgestaltung von Prof. Wolfgang Mahlke die Kirche St. Michael erbaut. Grundsteinlegung war am 16. September 1962; die Weihe erfolgte am 5. April 1964 durch Weihbischof Josef Hiltl. Das alte Gotteshaus ging nach der Fertigstellung der katholischen Kirche in den Alleinbesitz der evangelischen Kirchengemeinde über, womit gleichzeitig das seit 1654 bestehende Simultaneum beendet wurde.[1]

Das Sgraffito

Sgraffito der Pfarrkirche Poppenricht

An der Fassade über dem Kirchenportal befindet sich eine großformatige Darstellung des Weltgerichts. Es handelt sich um ein sogenanntes Sgraffito. Dabei wurden vier verschiedene Putzlagen, beginnend mit der dunkelsten, übereinander aufgetragen. Anschließend hat man je nach gewünschtem Farbton des Bildelements den Putz mit dem Kratzeisen bis zur gewünschten Tiefe wieder abgekratzt. Zentralgestalt des Sgraffitos ist der Erzengel Michael, der Patron der Pfarrei. Als Vollzieher des Letzten Gerichts scheidet er mit dem Kreuzesstab die Erlösten von den Verdammten. In der Mandorla darüber hat Christus den Richterstuhl inne, daneben die Gottesmutter. Oben in der Giebelschräge sieht man einen der vier Posaunenengel, die zum Letzten Gericht blasen. In den beiden großen Feldern zu Füßen Michaels die Gerichteten: Durch die Grundfarbe kommt hier die Trennung von Gut und Böse zum Ausdruck. Während die Seligen in freudiger Erwartung des Paradieses die Arme erheben, bleibt es den Verdammten verschlossen. Auf- und abwärts gerichtete Blätter, die in die Bildfläche eingestreut sind, symbolisieren die guten und schlechten Werke der Gerichteten.[1]

Die Kirchenfenster

Kirchenfenster St. Michael Poppenricht

Das Gestaltungskonzept, das der Kirche zu Grunde liegt, ist die Öffnung des Raums nach Osten. So ist die ganze Ostseite der Kirche als Lichtwand mit einer Gesamtfläche von rd. 350 m² gestaltet. Die fünf raumhohen Fenster mit ihrem Skelett aus ineinander verschachtelten Betonwaben sind dreibahnig, wobei die mittlere Bahn als Bildstreifen gehalten ist. Viel zur Wirkung der Lichtwand trägt die Zahl von rund 25.000 Gläsern bei, welche die Fenster als riesiges Mosaik erscheinen lassen. Jedes noch so kleine Detail ist aus mundgeblasenem Glas geschnitten und in Blei gefasst. Die Darstellungen sind dem Gegenständlichen verhaftet, wobei die Einzelformen mehr oder weniger abstrahiert sind. Die Bleiglasfenster zählen damit zu den Hauptwerken der Glaskunst der Nachkriegszeit in Ostbayern. Damit stehen die Fenster in der mittelalterlichen Tradition der „biblia pauperum“, der Armenbibel, mit der das Heilsgeschehen der des Lesens unkundigen Bevölkerung mittels Bildern vermittelt wurde.

Auf vier Fenstern hat der Künstler die Passion und die Auferstehung Christi dargestellt, während das vom Eingang her erste Fenster die Kirche zum Inhalt hat. Es symbolisiert durch den reichen Fischfang die missionierende Kirche, durch die Bergpredigt die hörende Kirche und durch das himmlische Jerusalem die triumphierende Kirche. Das zweite Fenster zeigt den Einzug Jesu in Jerusalem und darüber das letzte Abendmahl. Auf dem dritten Fenster sind die Fußwaschung sowie das Ölberggeschehen dargestellt. Eine thematische Einheit bildet das vierte Fenster mit dem Gleichnis vom Guten Hirten und dem Kreuzesopfer. Das Hinabsteigen Jesu in das Reich des Todes, seine Auferstehung sowie das Pfingstwunder mit der Sendung des Heiligen Geistes sind auf dem letzten Bildstreifen zu sehen.[1]

Gefertigt wurden die Gläser in der Glashütte Lamberts in Waldsassen,[1] welche auch Gläser für die Restaurierung der Pariser Kathedrale Notre-Dame geliefert hat.[2]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Hoffmann, Kath. Pfarrkirche St. Michael Poppenricht, Geschichte und Beschreibung sowie Überblick über die Kapellen der kirchl. Gemeinde – Poppenricht, 1991
  2. Glas aus Waldsassen in restaurierten Fenstern von Notre-Dame in Paris. Oberpfalz Medien GmbH, vom 6. Dezember 2024, abgerufen am 09. Dezember 2024