Expositurkirche Maria Magdalena

Aus OberpfalzWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Kirche Maria Magdalena (2021)
Gottesdienst mit Pfarrer Cyprian Anyanwu (2019)

Die Expositurkirche Maria Magdalena in Gleiritsch, deren romanischer Ursprung in das 13. Jahrhundert zurückreicht, ist nach dem Erweiterungsbau eine „glückliche Verbindung des Alten mit dem Neuen“.[1] Sie ist eines der wenigen behindertengerechten Gotteshäuser in der Oberpfalz und das einzige im Landkreis Schwandorf. Ganz ohne Stufen kann das Gebäude betreten werden, der Kirchenboden fällt leicht nach vorne ab, so dass jeder Kirchenbesucher eine gute Sicht hat. Nach dem Erweiterungsbau in den Jahren 1978/79 entstand eine moderne Kirche, in welche die historische Bausubstanz eingebunden wurde. Der Erweiterungsbau wurde nur durch die Verlegung des Friedhofes, der sich rund um die Kirche befand, möglich.

Kirchengeschichte

Pfarrei Gleiritsch (1286)

Ebenso wie der Ort Gleiritsch kann auch die Kirchengemeinde auf eine lange und geschichtsträchtige Vergangenheit zurückblicken. Die erste nachweisliche Nennung des Ortes Gleiritsch erfolgte im Jahre 1031.[2] in einer Aufzeichnung des Klosters St. Emmeram in Regensburg. Im Jahre 1286 wird in einem der ältesten Pfarreienverzeichnisse des Bistums Regensburg erstmals die Pfarrei Gleiritsch[3] erwähnt. Die Aufstellung des Verzeichnisses erfolgte auf Betreiben von Papst Gregor X. und später auf Befehl des Papstes Honorius IV. und sollte dazu dienen, den Kreuzzug zu finanzieren. Man trug jede Pfarrei in Schätzungslisten ein, darunter auch Gleiritsch, und veranlagte jeden Geistlichen zur Zahlung eines bestimmten Betrages.

Das Verzeichnis, das wertvolle Hinweise über den Weg der Christianisierung des Bistums Regensburg gibt, nennt 22 verschiedene Dekanate, darunter das Dekanat „Viechtach vel Lue“.[4] In diesem Dekanat erscheinen 53 Orte, einer davon der Ort „Glärätsch“. Der heutige Pfarrsitz Weidenthal, dem die spätere Expositur unterstellt war, fehlt in diesem Verzeichnis.

Neben diesem Vermerk berichtet ein Manuskript beim Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg von der Pfarrei Gleiritsch. „Im Jahre 1433 ist Gleiritsch als katholische Pfarrei unter dem Dekanat Nabburg aufgeführt“.[5]

Friedrich Lippert schreibt: „Inspektion Nabburg. Gleiritsch – früher Glauratsch – (…). Gl. War im 15. Jahrhundert Pfarrei, zu welcher Weidenthal als Filial gehörte. 1557 wurde Gl. Von Hohentreswitz aus versehen. In der Folge wurde Weidenthal Pfarrei und Gleiritsch Filial, wobei es bis heute blieb“.[6]

Expositur Gleiritsch

Bis zum Jahre 1691 gehörten Gleiritsch und Weidenthal zur Pfarrei Nabburg. Auf Drängen der Gutsherren von Guteneck, der Grafen von Kreith, entstand 1691 unter Graf Johann Friedrich von Kreith die Pfarrei Weidenthal. Von Weidenthal aus wurde nun Gleiritsch durch einen Hilfspriester seelsorgerisch betreut. Bis in das 19. Jahrhundert hinein führte die Pfarrei den Doppelnamen Weidenthal-Gleiritsch. 1688 kauften die Grafen von Kreith die Hofmark Gleiritsch und den Hebenhof. Guteneck blieb aus diesem Grunde Hauptsitz der Pfarrei, die ehemals eigenständige Pfarrei Gleiritsch dagegen wurde Filiale.

Die „Gräflich Kreithsche Expositurstiftung“

Immer wieder gab es Zeiten, in denen infolge des Priestermangels die Kooperatorenstelle in Weidenthal nicht besetzt war, so dass in dieser Zeit „in Gleiritsch außer einmal im Jahr“[7] über lange Zeit kein sonntäglicher Gottesdienst stattfand. Ansonsten zelebrierte der Pfarrer von Weidenthal zweimal in der Woche eine Messe, anschließend erteilte er in der Schule den Religionsunterricht.

Da Gleiritsch von Weidenthal etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt liegt, konnte es im Winter einschließlich der dazugehörigen Filialortschaften nur schwer erreicht werden. Ein Großteil der Gläubigen besuchte Gottesdienste in Tännesberg oder Hohentreswitz (Gemeindeteil Pfreimd), nur ein geringer Teil nahm den Fußmarsch nach Weidenthal auf sich, um das Messopfer mitzufeiern. Dass diese Verhältnisse der Seelsorge nicht zuträglich waren, liegt auf der Hand.

Aus diesem Grunde wollte das Bischöfliche Ordinariat Regensburg bereits im Jahre 1842 in Gleiritsch eine Seelsorgestelle errichten beziehungsweise die Kooperatorenstelle von Weidenthal hierher verlegen. Das Vorhaben scheiterte jedoch am Fehlen der notwendigen Geldmittel. Die Gemeindemitglieder waren nicht in der Lage, eine Pfründe zu errichten, von der ein Pfarrer seinen Lebensunterhalt hätte bestreiten können. Kirchensteuer oder ähnliche Abgaben zur Bezahlung eines Priesters durch das Bischöfliche Ordinariat gab es zu dieser Zeit nicht.[8]

Gräfin Franziska von Kreith

Erst durch die großzügige Schenkung der Gräfin Franziska von Kreith (auch Fanny von Kreith), Witwe des 1893 verstorbenen Grafen Ludwig von Kreith, in Höhe von 20.000 Mark konnte eine Stiftung zugunsten der Seelsorgestelle errichtet werden. Der Bürgermeister und Schmied Michael Ries von Gleiritsch stellte ein von ihm und den Angehörigen der Expositur erbautes Wohnhaus für den Seelsorger zur Verfügung. Ein von der Gräfin Fanny von Kreith finanzierter Baufond deckte einen größeren Teil der Bausumme ab.

Stiftungsbrief

Der Stiftungsbrief, der am 23. Juli 1897 vom Pfarrer Wieshuber unterzeichnet wurde, regelt die näheren Einzelheiten der Stiftung und erhielt am 25. Juli 1897 die Unterschrift der Stifterin, ferner der Kirchenverwaltung von Gleiritsch und aller Haushaltsvorstände der neu zu errichtenden Expositur. Dabei beinhaltete das Gebiet der Expositur das damalige Gemeindegebiet Bernhof (1946 an die Gemeinde Gleiritsch angeschlossen – außer Oberpierlhof; dieses an Trausnitz) und das Gemeindegebiet Gleiritsch. Oberpierlhof wie Heilinghäusl gehört heute allerdings zur Pfarrei Tännesberg. Die niedercuratelamtliche Genehmigung des Stiftungsbriefes erteilte das königliche Bezirksamt Neunburg vorm Wald am 5. August 1897. Der niedercuratelamtliche Beschluss erhielt durch Regierungsentschließung vom 14. März 1898 unter Nummer 16015, ebenfalls vom königlichen Bezirksamt Neunburg vorm Wald, die obercuratelamtliche Genehmigung, die am 23. Mai 1899 ausgefertigt ist. Für kanonisch errichtet erklärte das Bischöfliche Ordinariat Regensburg die Expositur Gleiritsch am 15. September 1899.

Bilder

Seelsorger in der Expositur Gleiritsch

  • Hochwürdiger Herr Michael Wieshuber (Gründer der Expositur)[9]
  • Hochwürdiger Herr Max Lauber, 1. Expositus in Gleiritsch (bis 15. November 1899)
  • Hochwürdiger Herr Johann Schwindl, 2. Expositus in Gleiritsch (15. November 1899 – 30. Januar 1907)
  • Hochwürdiger Herr Michael Eder, 3. Expositus in Gleiritsch (16. Februar 1907 – 14. Mai 1913)
  • Hochwürdiger Herr Josef Schmid, 4. Expositus in Gleiritsch (14. Mai 1913 – 1. Dezember 1915)
  • Hochwürdiger Herr Johann Feiler, 5. Expositus in Gleiritsch (1. Dezember 1915 – 1. August 1925)
  • Hochwürdiger Herr Josef Graf, 6. Expositus in Gleiritsch (1. August 1925 – 30. April 1930)
  • Hochwürdiger Herr Georg Pfeilschifter, 7. Expositus in Gleiritsch (1. Mai 1930 – 1. September 1935)
  • Hochwürdiger Herr Heinrich Stangl, 8. Expositus in Gleiritsch (1. September 1935 – 16. Februar 1936)
  • Hochwürdiger Herr Josef Grabinger, 9. Expositus in Gleiritsch (1. März 1936 – 16. Juni 1941)
  • Hochwürdiger Herr Albert Sertl, 10. Expositus in Gleiritsch (16. November 1941 – 1. September 1949)
  • Hochwürdiger Herr Josef Schreiber, 11. Expositus in Gleiritsch (1. September 1949 – 1. November 1953)
  • Hochwürdiger Herr Adolf Böckl, 12. Expositus in Gleiritsch (11. November 1953 – 1. November 1960)
  • Hochwürdiger Herr Alfons Müller, 13. Expositus in Gleiritsch (1. November 1960 – 15. Januar 1966)
  • Hochwürdiger Herr Alois W. Dirschwigl, 14. Expositus in Gleiritsch (4. September 1966 – † 11. September 2008 als Ruhestandsgeistlicher)

Die Expositur Gleiritsch, die Pfarreien Weidenthal und Altendorf sind seit 2006 aufgrund fehlender Geistlicher zu einer Seelsorgeeinheit zusammengeschlossen. Eine eigenständige Expositur mit eigenem Priester gibt es seit dieser Zeit nicht mehr. Die Gläubigen wurden in der Folgezeit betreut durch:

  • Hochwürdiger Herr Johann Wutz (2002 - 2018)
  • Hochwürdiger Herr Cyprian Anyanwu (2018 - 2021)
  • Hochwürdiger Herr Pater Johnson Varakaparambil (2021 - 2024)
  • Hochwürdiger Herr Savarimuthu Selvarasu (seit 2024)

Literatur

  • Matrikel der Diözese Regensburg, Regensburg 1916
  • Benedikt Zehentmeier: Gleiritsch. Manuskript des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg, 0359, Regensburg 1845.
  • Josef Plaß: Der oberpfälzische Adel. Donauwörth 1880.
  • Alois Köppl: Gleiritsch, Aus der Geschichte der Gemeinde Gleiritsch. Gemeinde Gleiritsch 1988, 2. Auflage
  • Alois Köppl: Aus der Kirchengeschichte der Expositur Gleiritsch. in: Die Oberpfalz, 70. Jahrgang, Seite 262–265.

Einzelnachweise

  1. Predigt Weihbischof Karl Flügel am 21. Juli 1979 bei der Konsekration.
  2. Paul Mai: Der St. Emmeramer Rotulus des Güterverzeichnisses von 1031. VHVO 106, Regensburg 1966, S. 87–101.
  3. Wilhelm Fink: Fünfzehnter Jahresbericht des Vereins zur Erforschung der Regensburger Diözesangeschichte. Abtei Metten 1953, S. 5–13.
  4. Wilhelm Fink: Fünfzehnter Jahresbericht des Vereins zur Erforschung der Regensburger Diözesangeschichte. Abtei Metten 1953, S. 25. Mit „Viechtach“ ist das heutige Oberviechtach im Landkreis Schwandorf gemeint, nicht mit Viechtach im Bay. Wald zu verwechseln
  5. Benedikt Zehentmeier: Manuskript beim Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg, 1845, OMS 375
  6. Friedrich Lippert: Die Pfarreien und Schulen der Oberpfalz (Kurpfalz) 1621 bis 1648. VHVO 53, Regensburg 1901, S. 135–229.
  7. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Bestand: MK 24855.
  8. Bischöfliches Zentralarchiv Regensburg, Bestand: Pfarrakten Gleiritsch, Akt Weidenthal.
  9. Aufzeichnugen von Expositus Alois W. Dirschwigl.

Weblinks

Commons: St. Maria Magdalena (Gleiritsch) – Sammlung von Bildern