Gleiritscher Fasching
Der Gleiritscher Fasching hat eine lange Tradition, mit immer wieder wechselnden Gesichtern. Ein Blick in die Tradition des Faschings in Gleiritsch lohnt sich.
Hoderscheck als Alleinstellungsmerkmal
Kaum ein jüngerer Gemeindebürger kann heute noch etwas mit der Figur des „Hoderscheck“ anfangen. Mit ihm war Gleiritsch lange Zeit eine „Brauchtumsinsel“. Die Scheckenfigur kommt sonst nur im Altmühltal oder im Neumarkter Raum vor. Der Scheck trägt auf dem Rücken die Jahreszahl 1886, das Kostüm ist in Form eines einfachen, weißen Hosenanzuges genäht und mit einigen bunten Stoffflecken versehen. Vom Faschingssonntag nach der Nachmittagsandacht bis zum Faschingsdienstag machte der Hoderscheck die Gleiritscher Straßen unsicher, den er hatte eine „Goißl“ (kleine Peitsche) bei sich, mit der er ihm über den Weg laufende Personen traktierte. Mit Sprüchen wie „Scheck, Scheck, Hoderscheck, frisst allen Dreck“ oder Ähnlichem machten meist Kinder und Jugendliche den Scheck auf sich aufmerksam. Sogar der Beichtstuhl in der alten Gleiritscher Kirche musste da schon mal als Versteck vor dem rauen Gesellen herhalten. In der Anfangszeit steckte ein Erwachsener im Kostüm, später übernahmen Jugendliche die Aufgabe. Heute ist der Brauch, dessen Ursprung nicht mehr bekannt ist, in Vergessenheit geraten. Bei den letzten Faschingszügen mischte sich der „Hoderscheck“ noch sporadisch unter das Narrenvolk.
Kappenabende in den Dorfwirtshäusern
Da es früher in fast jedem Dorf noch ein oder mehrere Wirtshäuser gab, die während des Jahres überwiegend ein gesellschaftlicher Männertreffpunkt waren, bot es sich für die Wirte an, einen eigenen Hausfasching oder Kappenabend, an dem auch die Frauen teilnahmen, zu veranstalten. Solche Aktivitäten, bei denen meist ein Alleinunterhalter mit der „Quetschn“ für Musik sorgte, fanden beim „Wimpedern“ (Gasthaus Liebl), „Wirt“ (Gasthaus Leipold) in Gleiritsch, beim „Koiser“ (ehemaliges Gasthaus Bayerl) in Lampenricht oder beim „Zengerbauern“ (ehemaliges Gasthaus Beer) in Bernhof statt. Auch Vereine organisierten Kappenabende, bei denen beim Eintritt ein einfache Papierkappe in Flach- oder Spitzform auf den Besucher wartete und deren Tragen bei den Gästen schnell für Erheiterung sorgte. Faschingskostüme waren in den 1950er und 1960er Jahren auf dem Land nicht verbreitet. Aufgrund fehlender Mobilität durch Autos und mangelnder Straßenanbindung waren die Veranstaltungen meist auf Besucher aus der Gemeinde Gleiritsch und angrenzende Nachbarorte wie Schömersdorf, Trichenricht oder Atzenhof begrenzt.
Gleiritscher Schulfaschingsumzüge
Unter Regie der Lehrerin Helmtraut Doleschel entstanden die „Gleiritscher Schulfaschingsumzüge“. Faschingsferien wie heute gab es zu dieser Zeit nicht, auch fand der Schulunterricht von Montag bis Samstag statt. Ein bunter Zug von lärmenden Prinzessinnen, Cowboys und Indianern machte sich in meist durch die Mütter selbst gefertigten Kostümen auf den Weg von der alten Schule durch das Dorf bis zur Gastwirtschaft Liebl und wieder zurück. Mit der Eingliederung der Gleiritscher Schule in den Schulverband Tännesberg im Jahre 1968 endete dieses jährlich stattfindende Spektakel abrupt.
Nascha Pfinsda im Lieblsaal
Neben den verbreiteten Faschingsbällen vieler Vereine, häufig mit den Lokalmatadoren der Blechmusik in verschiedenen Besetzungen (Blaskapelle Erich Babl aus Gleiritsch, Kapelle Sepp Dobmeier aus Tännesberg), war der „Nasche Pfinsda“ im Lieblsaal in den 1970er und 80er Jahren ein überregional bekanntes Highlight. Wer einen Platz wollte, musste schon zeitig erscheinen, Umfallen war dann nicht mehr möglich. Da „Alles seine Zeit hat“, endete auch diese Tradition Anfang der 1990er Jahre.
Gleiritsch "Volle Pulle" in Bildern
2004 Wiedergeburt des Gleiritscher Faschings
Gut ein Jahrzehnt später, im Jahre 2004 ließ die Vereinsgemeinschaft Gleiritsch mit dem ersten Faschingszug die Gleiritscher Faschingstradition in neuem Gewand wiederaufleben. Anfangs stieg die „After-Zug-Party“ in der Kroau im Stodl, später an der Partymeile am gemeindlichen Bauhof. So setzte sich im Jahre 2020 der 15. Gleiritscher Gaudiwurm mit rund 40 Wagen unter dem Schlachtruf „Volle Pulle“ in Bewegung, um sich an tausenden die Straßen säumenden Zuschauern vorbei durch das Dorf zu zwängen. Dann schob Corona dem närrischen Treiben einen Riegel vor.
Neues Konzept 2023 - nur noch unmotorisierte Gruppen
Am Samstag, den 18. Februar 2023 fand der Gleiritscher Faschingsumzug in neuer Form statt. Nachdem coronabedingt in den Jahren 2021 und 2022 kein Umzug möglich war, organisierte das Gleiritscher Dorfladenteam unter Federführung von Dorfladengeschäftsführer Anton Brand einen Umzug in neuer Form. Nur unmotorisierte Fußgruppen konnten an dem Zug teilnehmen. Die Gleiritscher Faschingstradition wurde in beeindruckender Weise fortgeführt.