Hermann Frieser
Hermann Frieser (* 8. April 1939 in Grafenwöhr; † 6. April 2024 in Amberg) war von 1977 bis 2003 Kreisheimatpfleger im Landkreis Amberg-Sulzbach und Ehrenbürger von Hirschau und der ehemaligen Gemeinde Massenricht.
Leben
Hermann Frieser wurde am 8. April 1939 in Grafenwöhr als drittes von vier Geschwistern geboren. Neben seiner älteste Schwester Imelda (gestorben 2019), sein älterer Bruder Reinhold (gestorben 1943 im Alter von zwei Jahren) ist die jüngste der vier Geschwister Irene.[1]
Er besuchte zunächst die Realschule in Eschenbach und anschließend das Max-Reger-Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er Lehramt an der Pädagogischen Hochschule Regensburg.[2]
1973 war die erste Lehramtsprüfung. Seine erste Dienststelle als Lehrer trat er 1963/1964 in der damaligen Volksschule Dorsbrunn, Landkreis Weißenburg in Mittelfranken an. 1964 kam er an die Massenrichter Dorfschule und blieb dort bis zur Auflösung 1974 Lehrer. Beruflich ging es für ihn anschließend in Freihung weiter, wo er insgesamt 29 Jahre arbeitete, davon ab 1979 acht als Konrektor und ab 1987 sechzehn als Rektor. Der Lehrberuf war für Hermann Frieser keine Pflicht, sondern eine Berufung. Voller Leidenschaft brachte er seinen Schülern zusätzlich die Liebe zur Natur näher und gab ihnen auch Musikunterricht. Frieser war viele Jahre verantwortlich für die Wahlfächer am Akkkordeon, der Orff -Gruppe und die Schulspiele. Bereits als Junglehrer lies sich Frieser zum Schul-Jugendberater ausbilden und war zusätzlich viele Jahre in der Sprachheilbehandlung für Vorschulkinder tätig.[1] Im Jahr 2003 ging er in Pension.[3]
2006 erlitt Hermann Frieser einen Herzinfarkt. Seitdem mehrten sich die gesundheitlichen Probleme. Er verstarb am 6. April 2024 im Amberger Krankenhaus kurz vor seinem 85. Geburtstag.[3]
Engagement
Massenricht
Mit Beginn seiner Lehrtätigkeit begann er sich im Dorfleben von Massenricht zu engagieren. Er hatte großen Anteil daran, das Massenricht 1967 zum schönsten Dorf der Oberpfalz gewählt wurde. 1968 gründete er einen Ableger des Oberpfälzer Waldvereins (OWV). 38 Jahre lang war er Vorstand des OWV Zweigvereins Massenricht, seit 2006 Ehrenvorstand. 1971 trat er der FFW Massenricht bei. Ebenso ist er seit 1972 Gründungsmitglied des Schützenvereins Massenricht. Seine politische Heimat war die CSU, welcher er bereits 1960 in Grafenwöhr beigetreten ist. Der Ortsverband Massenricht verliert im Jahre 2024 mit Hermann Frieser sein bis dahin dienstältestes Mitglied. 1967 war Frieser eines der 14 Gründungsmitglieder der DJK Ehenfeld-Massenricht. Er war bereits im Gründungsprotokoll als Trainer des Vereins genannt. 1970 bis 1979 war er 2. Vorstand. Die Jahre zuvor und danach Ausschussmitglied des Vereins.[1] Frieser war unter anderem maßgeblich am Bau des Wildgeheges, der Rödlaser Berghütte und des Aussichtsturms beteiligt. 1977 kaufte er das Gebäude der Dorfschule in Massenricht, in dem er bis zu Letzt wohnte.[3]
Freihunger Moila
Die Freihunger Moila ist ein Viergesang bestehend aus vier Frauen aus Freihung. Frieser leitet die Gruppe und begleitet mit dem Akkordeon. In dieser Besetzung umrahmt die Gruppe zahlreiche Gottesdienste im Jahreskreis. Auch bei Musikantentreffen in der Region Amberg-Sulzbach war die Gesangsgruppe häufig zu hören.[2]
Volkstanzgruppe Massenricht
Seit der Gründung im Jahre 1972 leitete Frieser die Volkstanzgruppe Massenricht. Unter seiner Regie feierte die Volkstanzgruppe herausragende Erfolge,[4] beispielsweise durfte die Gruppe bei Fernsehaufnahmen zur Sendung „Kein schöner Land“ mit Günter Wewel teilnehmen. Erstmals ausgestrahlt wurde die Sendung am 6. November 2000 in der ARD.
Hüttnmusi Massenricht
1988-1998 leitete Frieser die Hüttnmusi Massenricht, die aus seiner damaligen Akkordeongruppe entstanden ist. Mit viel Freude, Witz und Humor begleitete er die fünf jungen Musikanten und förderte sie. Schon bald erweiterte sich deren Instrumentenauswahl und es kam ein selbstgebautes Bassettl, ein Dudelsack und eine Querflöte / Harfe hinzu. Unter anderem auf der Landesgartenschau in Amberg sowie bei Kirchenkonzerten, Andachten und Musikantentreffen wie z.B. um Maria Lichtmess konnte man der Hüttnmusi zuhören.
Schulpartnerschaft / Rumänienhilfe
Im Herbst 1994 besuchte der Siebenbürger Sachse Adolf Hedrich die damalige Volksschule Freihung und warb um eine Schulpartnerschaft mit einer deutschsprachigen Schule in Tirgu Mures, Rumänien. Ziel war es, das deutsche Kulturgut in Rumänien wieder mehr zu Beleben und vor dem Aussterben zu bewahren. Von dieser Idee waren Rektor Frieser und sein Konrektor Klaus-Dieter Seibold so begeistert, dass sie 1995 gemeinsam mit dem Freihunger Bürgermeister Michael Bücherl nach Zagar in Siebenbürgen reisten. 1996 fand im Schullandheim in Habischried das erste Kennenlernen der Schüler statt. Da diese alle sehr gut in Deutsch unterrichtet wurden, gab es keinerlei Sprachschwierigkeiten. Es entstanden im Laufe der kommenden Jahre eine starke Schulpartnerschaft, Hilfsprojekte, Spendenfahrten und vieles mehr. Ab 2003 weitete sich die Freundschaft auch auf die Volksschule Vilseck aus, in der Hans Grimm als treibende Kraft zusätzlich Geld- und Sachspenden für die rumänische Schule und auch andere Einrichtungen wie z.B. Krankenhäuser und ein Kindergarten organisierte und umsetzte. Grimm war von der ersten Stunde an dabei und unterstützt seit 2000 über den Förderkreis „Rumänienhilfe“ diese wichtigen Spenden- und Hilfsfahrten.[5] [6] [7]
Heimatpflege
Von 1977 bis 2003 war Frieser Kreisheimatpfleger für Brauchtum und Volkstumspflege. Ebenso war er Landkreisbeauftragter der Oberpfälzer Volksmusikfreunde. Die Weitergabe von Brauchtum und Tradition lag ihm im Blut, Musik war eine seiner Leidenschaften. Wie gerne gab er Tanzkurse, brachte Jung und Alt die Schritte bei – immer gepaart mit Witz und Humor. Seine Vorträge und Geschichten über den Brauchtum, mit und ohne Quetsch´n, waren so lebendig, dass man gerne immer weiter zuhören mochte. Seine Begeisterung sprang schon fast automatisch an die Teilnehmer über. Jahrzehntelang vermittelte er bodenständige Musik, Lieder und Tänze sowie die kraftvolle Oberpfälzer Mundart. Sein Wissenschatz und auch Wissensdurst schien fast unbegrenzt zu sein.
Über viele Jahrzehnte organisierte er in der Maria-Hilfberg-Kirche in Amberg das Drei-Königssingen, Passionssingen und den Güldenen Rosenkranz. Er arbeitete stets gerne mit den Patern der Wallfahrtskirche vom Maria-Hilf-Berg in Amberg zusammen. Diese Veranstaltungen waren überregional bekannt, beliebt und stets sehr gut besucht.[1]
Sein Ehrenamt als Heimatpfleger legte er 2003 aufgrund gesundheitlicher Probleme ab.[3] Auch nach dieser Zeit nahm er dennoch an diversen Veranstaltungen teil, organisierte mit und gab sein Wissen weiter.
Auszeichnungen
1971 wurde er zum Ehrenbürger von Massenricht ernannt. Nach dem Anschluss von Massenricht an Hirschau wurde er auch Ehrenbürger der Stadt.[3][8]
Im Oktober 1993 erhielt er von der Stadt Hirschau eine Ehrenurkunde für herausragende Verdienste im kulturellen Bereich. Besonders zeichnete Frieser sich aus durch die Weitergabe von echtem heimatlichen Brauchtum bei diversen Veranstaltungen im Landkreis Amberg-Sulzbach durch sich selbst und auch die Freihunger Moila. Des Weiteren wurden seine Verdienste im Oberpfälzer Waldverein (besonders die Errichtung, Erhalt, Betreuung von Waldlehrpfad und Rehgehege) sowie die Organisation und Ausrichtung des jährlichen Turmfestes mit traditionellen Brauchtum gewürdigt.[9]
1995 erhielt er für seine Verdienste das Ehrenzeichen des bayerischen Ministerpräsidenten. Diese Auszeichnung wurde ihm zuerkannt, in der Wertschätzung seiner Leistungen, der Kraft und der Energie, mit der er sich für seine und unsere Heimat eingesetzt hat.[1]
Im Jahr 2003 wurde Frieser die silberne Bürgermedaille des Marktes Freihung für seine Verdienste verliehen, die er sich im Rahmen seiner 30jährigen Tätigkeit als Lehrer an der Schule in Freihung erworben hat. Zudem habe er durch die Auftritte der Freihunger Moila den Namen des Marktes weit über die Grenzen des Landkreises hinaus bekannt gemacht. Des weiteren trug er wesentlich zur Schulpartnerschaft Freihung - Targu Mures in Rumänien bei.[5]
Im Frühjahr 2004 wurde Frieser die goldene Landkreismedaille des Landkreises Amberg-Sulzbach verliehen. Seit 1977 war Frieser als Kreisheimatpfleger aktiv und hat im Rahmen dieser Tätigkeit zahlreiche alte Bräuche wiederbelebt und zahlreiche Veranstaltungen organisiert. Herausragende Leistungen erwarb sich Frieser bei der Wiederbelebung der Kirchweihen im Landkreis Amberg-Sulzbach. Nachdem der Brauch bis in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts fast ausgestorben war, strömen nun Wochenende für Wochenende von Mai bis November tausende Menschen auf die Kirchweihen im Landkreis Amberg-Sulzbach.
Am 20. Mai 2007 wurde Hermann Frieser der Ehrenpreis der Hanns-Seidel-Stiftung verliehen. In der Laudatio wurde sein Bestreben gewürdigt, „der Jugend bodenständige Musik, Lieder und Tänze zu vermitteln und in ihr auch die Freude an der heimatlichen Sprache, der kraftvollen Oberpfälzer Mundart zu wecken.“[10]
In Hirschau wurde der „Kurt Heinold und Hermann Frieser Gedächtnisweg“, ein 13,4 km langer Wanderweg des OWV, nach ihm benannt.[11][12]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 Stefanie Thiel: Notizen als Grundlage für die Predigt auf Hermann Friesers Beerdigung am 12. April 2024
- ↑ 2,0 2,1 Adele Schütz: Der ehemalige Kreisheimatpfleger Hermann Frieser wird 75 und hält noch nichts vom Ruhestand: "Hat das Dorf auf den Kopf gestellt". Oberpfalz Medien GmbH, abgerufen am 15. Juni 2024
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 Fritz Dietl: Ehemaliger Kreisheimatpfleger Hermann Frieser verstorben. Oberpfalz Medien GmbH, abgerufen am 15. Juni 2024
- ↑ Massenrichter CSU ehrt langjährige Mitglieder, abgerufen am 15. Juni 2024
- ↑ 5,0 5,1 Nachruf Markt Freihung im April 2024Gmoibladl, abgerufen am 26. Februar 2025
- ↑ Hilfsprojekt läuft weiter, abgerufen am 27. Februar 2025
- ↑ Vilseck gibt Hoffnung, abgerufen am 27. Februar 2025
- ↑ Ex-Kreisheimatpfleger Hermann Frieser feiert 80. Geburtstag, abgerufen am 15. Juni 2024
- ↑ Urkunde im Haus Frieser und Foto. Information abgefragt von Steffi Thiel bei der Stadt Hirschau am 29. November 2024
- ↑ Jahresbericht 2007. Hanns-Seidel-Stiftung e.V., abgerufen am 31. August 2024
- ↑ Gedächtnisweg OWV, abgerufen am 15. Juni 2024
- ↑ Der OWV trauert um „Mister Goldsteig“ Kurt Heinold, vom 15. Januar 2024, abgerufen am 15. Juni 2024