Hermann Heinrich Dorfner
Hermann Heinrich Dorfner (* 4. September 1863; † 16. Dezember 1943) gilt neben Carl Martin Dorfner, Eduard Kick und Georg Schiffer als Pionier in der Geschichte des Kaolinbergbaus.
Leben
Hermann Heinrich Dorfner wurde am 4. September 1863 als zweites Kind des Steingutfabrikanten Josef Dorfner und dessen Ehefrau Fanny geboren. Nach vier Klassen Volksschule trat er in das Humanistische Gymnasium in Amberg ein, wechselte nach sieben Jahren in das Humanistische Gymnasium in Regensburg und machte dort sein Abitur. Danach studierte er Chemie an der Technischen Hochschule München.[1]
Er heiratete die Expeditorstocher Gertraud Feige. Aus der Ehe gingen zwei Kindern hervor:[2]
- Elisabeth Pauline (* 18. Juli 1924; † )
- Hermann Joh. Wilh. (* 10. Dezember 1925; † 19. Dezember 1995)
Am 16. Dezember 1943 starb Dorfner.
Wirken
Hermann Heinrich Dorfners Vorhaben, in die 1825 gegründete Steingutfabrik Dorfner & Co einzutreten, realisierte sich nicht, da sein Vater 1890 aus dem Unternehmen als geschäftsführender Gesellschafter ausschied. Dieser veranlasste seine Söhne Hermann und Florian, ein eigenes Unternehmen gleicher Branche zu gründen. So wurde 1894/1895 die Gebrüder Dorfner OHG Steingutfabrik und Kaolinwerk gegründet. Durch Erwerb des ca. 130 Tagwerk großen Bauernhofs Scharhof, wie das Kaolinwerk noch heute im Volksmund heißt, wurde für Jahrzehnte eine Rohstoffbasis für beide Werke geschaffen. Ihre Leitung lag von der Gründung bis zu seinem Tod in den Händen von Kommerzienrat Dorfner. Am 1. Juli 1894 wurde mit dem Bau der Steingutfabrik begonnen. Bereits am 4. Januar 1895 kam der erste Brand aus den Brennöfen. Sie hatten Dimensionen, wie sie bis dahin in Steingutfabriken Bayerns noch nicht in Betrieb waren.[1]
Dorfner richtete die Entwicklung der Gebr. Dorfner OHG im ersten Vierteljahrhundert primär auf die Steinguterzeugung aus. 1913 wurde die alte Steingutfabrik von ihr erworben. Bis zum Verkauf an die Steingutfabriken Carstens 1918 wurden beide Fabriken gemeinsam betrieben.[1]
Kommerzienrat Dorfner förderte die Entwicklung des Unternehmens auch auf dem Gebiet der Kaolingewinnung und -aufbereitung. Zum Werk Scharhof wurde 1909 das Werk Haidmühle erworben und gemeinsam mit ihm betrieben. Nach dem Verkauf der Steingutfabriken richtete sich die Entwicklung des Unternehmens ausschließlich auf die Gewinnung und Aufbereitung von Kaolin, Feldspat und Quarz. Die 1913 erworbene Kaolingrube und Schlämmanlage auf der Göttisch-Wiese in Schnaittenbach wurde stillgelegt, jedoch nochmals von 1926 bis 1931 in Betrieb genommen.[1]
Kommerzienrat Dorfners Erfahrungen und Kenntnisse in Sachen Steingut- und Porzellanherstellung machten es möglich, die Rohstoffe hauptsächlich an die nordbayerische Porzellan- und die keramische Industrie Österreichs und Italiens zu liefern. Dadurch konnten die Krisenjahre 1929 und 1930 gut gemeistert werden. Neben dem Ausbau der Gruben- und Aufbereitungsanlagen war ihm die Arrondierung des kaolinhöffigen Gebietes um das Werk Scharhof und Haidmühle ein Hauptanliegen. So wurde ein Kaolinvorratsgelände geschaffen, das für mehrere Generationen die Versorgung mit Kaolinerde sicherte.[1]
Die expansive Wirtschaftspolitik ab 1933 veranlasste Kommerzienrat Dorfner nicht, von seinem Grundprinzip einer organischen Unternehmensentwicklung abzuweichen. Ihm lag mehr an guter Rohstoffqualität als an der Produktionssteigerung. Der Krieg von 1939 bis 1945 brachte für Unternehmensleitung wie Belegschaft größte Anstrengungen, die Produktion zu erfüllen. Trotz seines hohen Alters stand Kommerzienrat Dorfner dem Betrieb in dieser schweren Zeit mit aller Energie vor. Nahezu 50 Jahre stand die Gebr. Dorfner OHG unter seiner technischen und kaufmännischen Leitung.[1]
Ehrungen
- Im Jahr 1930 verlieh der Freistaat Bayern Hermann Heinrich Dorfner wegen seiner Verdienste um die Wirtschaft den Titel Kommerzienrat.[1]
- Seit 1930 ist die Kommerzienrat-Dorfner-Straße in Hirschau nach Hermann Heinrich Dorfner benannt.[3]
- 1953 wurde in der Stadt Schnaittenbach die Hirschauer Straße in Hermann-Dorfner-Straße umbenannt.[4]
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Einem erfolgreichen Unternehmer gewidmet – die Kommerzienrat-Dorfner-Straße. Oberpfalz Medien GmbH, vom 14. Juli 2021, abgerufen am 19. September 2024
- ↑ Alfred Ernstberger: Geschichte des Vaterstammes der Dorfner in Hirschau (Bayer. Ostmark). 1940, S. 21
- ↑ Sepp Strobl: Stadt Hirschau. In: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg Regionalgruppe Amberg (Hrsg.): DER EISENGAU 47/2017, Amberg 2017, S. 109-115
- ↑ Heinz Steinkohl: Stadt Schnaittenbach. In: Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg Regionalgruppe Amberg (Hrsg.): DER EISENGAU 47/2017, Amberg 2017, S. 160-167