Willi Bösl
Willi Bösl (* 6. Juli 1920 in Hirschau; † 9. August 2014) war von 1958 bis 1984 1. Bürgermeister der Stadt Hirschau, von 1963 bis 1972 stellvertretender Landrat und Ehrenbürger der Stadt Hirschau.[1]
Leben
Bösl wurde am 6. Juli 1920 als erstes von sechs Kindern des Schuhmachermeisters Georg Bösl und seiner Frau Margarete in Hirschau geboren. Bischof Eduard Bösl war sein Bruder. Nach der Schule erlernte er im elterlichen Betrieb das Schuhmacherhandwerk und erwarb den Gesellenbrief. Als Ältester sollte er einmal den elterlichen Hof übernehmen. Im Zweiten Weltkrieg war er als Wehrmachtsgefreiter am 26. Juni 1942 mit der 6. Armee auf dem Marsch nach Stalingrad, als er bei Charkiw so schwer verwundet wurde, dass ihm der linke Arm abgenommen werden musste. Nach seiner Genesung besuchte er die Lehrerbildungsanstalt in Bayreuth und wurde nach bestandener Prüfung in Hirschau eingesetzt, entschied sich jedoch bald für eine andere Laufbahn. Er absolvierte die Verwaltungsschule in Tutzing, kam ans Landratsamt Amberg und leitete dort das Sozialhilfeamt.[1]
Bösl heiratete am 13. Januar 1947 Betty Bösl, aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor.[1] Tochter Elisabeth wurde 1948 geboren, Tochter Theresia (1954–2022) war verheiratet mit Werner Schulz.[2]
Politisches Wirken
Bösl kandidierte bei den Kommunalwahlen 1956 erfolgreich für die CSU für den Stadtrat, der sich aus 16 Mandatsträgern zusammensetzte. Er wurde zum Vorsitzenden der fünfköpfigen Fraktion gewählt.[2]
Bürgermeister der Stadt Hirschau
Nachdem der bisherige Bürgermeister Georg Lederer aus gesundheitlichen Gründen während der Amtsperiode zurückgetreten war, wurde am 23. Oktober 1958 ein neuer 1. Bürgermeister gewählt. Bösl stellte sich zur Wahl, er wurde mit 1.518 Stimmen (59,51 %) gewählt. Bei den Kommunalwahlen in den Jahren 1960, 1966, 1972 und 1978 wurde er in seinem Amt bestätigt.[2] In Bösls Amtszeit fiel die Gebietsreform in Bayern. Durch die Eingemeindung der Gemeinde Ehenfeld am 1. Januar 1971, die Eingemeindung eines Großteils der Gemeinde Mimbach und der Ortschaft Krickelsdorf (vorher Gemeinde Großschönbrunn) am 1. Januar 1972, die Eingemeindung eines Großteils der Gemeinde Weiher am 1. April 1972 und der Eingemeindung der Gemeinde Massenricht am 1. Januar 1978 wuchs die Einwohnerzahl Hirschaus von etwa 4.500 auf rund 6.000.[2][3]
In Bösls Amtszeit als Bürgermeister in Hirschau fielen[2]
- Ausbau der Wasserversorgung samt Hochbehälter, Aufbereitungsanlage und zweier Tiefbrunnen
- Neubau des Feuerwehrhauses
- Neubau der Rettungswache des Bayerischen Roten Kreuzes
- Neubau der Friedhofshalle
- Bau des Antonius-Kindergartens
- Generalsanierung des Wolfgang-Kindergartens
- Ausbau der Freizeitanlage am Monte Kaolino
- Neubau des Josefshauses
- Rechtsstreit mit dem Freistaat Bayern zum Fortbestand des Krankenhauses in Hirschau.
Nach seinem altersbedingten Abschied vom Bürgermeisteramt im Jahr 1984 war er von 1984 bis 1990 eine weitere Periode lang Stadtrat in Hirschau.[1][2]
Wirken über die Stadt Hirschau hinaus
Dem Kreistag gehörte Bösl von 1960 bis 1984 an. Als Kreistags-Neuling übernahm er 1960 den Vorsitz der CSU-Fraktion.[4] 21 Jahre lang trug er als erster Stellvertreter des Landrats im Altlandkreis Amberg (1963 bis 1972) bzw. im Landkreis Amberg-Sulzbach (1972 bis 1984) Verantwortung, zudem viele Jahre als stellvertretender Vorsitzender des Regionalen Planungsverbandes (1972 bis 1984) sowie als Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates der Kreissparkasse.[1][2]
Wirken außerhalb der Politik
Förderkreis Altenhilfe
Am 3. November 1984 lud Werner Schulz zur Gründung des Förderkreises Altenhilfe. Als Gründungsvorsitzender stand Bösl dem Förderkreis bis 2005 vor. Ziel dieser Vereinigung war die Schaffung eines Alten- und Pflegeheimes in Hirschau. Das Heim mit 20 Plätzen wurde 1991 eingeweiht. Am Tag der Wahl seines Nachfolgers wurde Bösl zum Ehrenvorsitzenden ernannt.[5][6]
Imkerei
Ein Hobby, das er von Kindheit an pflegte, war die Imkerei. Zeitweise betreute er selbst bis zu 80 Bienenvölker. Die Imker in Hirschau wie im Landkreis, denen er 35 bzw. 20 Jahre als Orts- bzw. Kreisvorsitzender gedient hatte, ernannten ihn zum Ehrenvorsitzenden. In seiner Funktion als Kreisvorsitzender setzte er sich auch erfolgreich für den Bau des Bienenhofs in Aschach ein.[4][7]
Auszeichnungen
- 1968: Kommunalen Verdienstmedaille
- 1978: Bundesverdienstkreuz am Bande[4]
- 1978: Goldene Bürgermedaille der Stadt Hirschau[4]
- 1984: Großer Ehrenring des Landkreises Amberg-Sulzbach[1]
- 1984: Ehrenbürger der Stadt Hirschau
- 1985: Altbürgermeister der Stadt Hirschau[1]
- 1995: Bürgermeister-Bösl-Straße im Siedlungsgebiet Heidenau in Hirschau[1][2]
Literatur
- Werner Schulz: Bürgermeister Willi Bösl: Hirschau in Musterstadt verwandelt. In: Oberpfalz Medien (Hrsg.): POTTPOURRI, S. 2-3
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 "Hirschau zu einem kleinen Musterstädtchen gemacht". Altbürgermeister Willi Bösl stirbt wenige Wochen nach seinem 94. Geburtstag, vom 10. August 2014
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5 2,6 2,7 Werner Schulz: Bürgermeister Willi Bösl: Hirschau in Musterstadt verwandelt. In: Oberpfalz Medien (Hrsg.): POTTPOURRI
- ↑ Werner Schulz: Nach zähem Ringen: Massenricht kommt zu Hirschau. In: Oberpfalz Medien (Hrsg.): POTTPOURRI
- ↑ 4,0 4,1 4,2 4,3 Willi Bösl hat Hirschau immens geprägt. Wenige Wochen nach seinem 94. Geburtstag verstarb der Hirschauer Altbürgermeister. Auch die Entwicklung des Landkreises hat Willi Bösl mitgestaltet, vom 11. August 2014
- ↑ Förderkreis Altenhilfe bleibt Anwalt und Sprachrohr der Senioren, abgerufen am 14. Juni 2022
- ↑ Neuwahlen beim Förderkreis Altenhilfe - Willi Bösl Ehrenvorsitzender - Schulz neuer Vorsitzender: Unermüdlicher Einsatz für Senioren, vom 4. November 2005, abgerufen am 23. Oktober 2023
- ↑ Werner Schulz: Eine herausragende Hirschauer Persönlichkeit – Willi Bösl, abgerufen am 14. Juni 2022
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