Georg Lederer

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Georg Lederer (* 8. Oktober 1893 in Urspring, † 17. April 1975 in Hirschau) war von 1948 bis Oktober 1958 1. Bürgermeister von Hirschau. Nach ihm ist die Bürgermeister-Lederer-Straße in Hirschau benannt.[1][2]

Leben

Georg Lederer wurde am 8. Oktober 1893 in Urspring geboren. Am 25. Juni 1921 heiratete er seine Frau Franziska (allgemein Fanny genannt), geb. Bendl. Aus der Ehe ging ein Sohn Georg hervor, der im 2. Weltkrieg gefallen ist. Am 17. April 1975 starb Lederer in Hirschau.[1]

Wirken

Kommunalpolitik

Bei den Gemeinde- und Bezirkstagswahlen am 15. Juni 1919 wurde Georg Lederer in den Stadtrat und in den Bezirkstag (heute Kreistag) gewählt. Dem Stadtrat gehörte Lederer vermutlich durchgehend bis 1933 an, als er und die SPD-Mitglieder Matthias Amann, Josef Luber und Leonhard Groth wieder in das Gremium gewählt wurden. Sie wurden ihrer Ämter enthoben, nachdem die SPD am 22. Juni 1933 von den Nazis verboten wurde. Am 26. Juni 1933 wurden Lederer und weitere Kommunalpolitiker wegen „marxistischer Umtriebe“ in Schutzhaft genommen.[1]

Im Oktober 1945 trafen sich frühere SPD-Mitglieder mit dem Ziel der Wiedergründung des SPD-Ortsvereins. Am 9. Januar 1946 wurde dieser im Nebenzimmer des Ertl-Saals (später Josefshaus) neu ins Leben gerufen. Unter den Wiedergründern waren Georg Lederer und seine Ehefrau Fanny. Am 27. Januar 1946 fanden die ersten Nachkriegs-Gemeindewahlen statt. In Hirschau waren elf Stadtratsmitglieder zu wählen. Die CSE (so hieß damals die CSU) errang sechs, die SPD fünf Sitze. Zu den fünf SPD-Stadträten gehörte Georg Lederer. Die Stadträte wählten Matthias Amann einstimmig zum 1. Bürgermeister. Bei den Wahlen am 25. April 1948 wurde der 1. Bürgermeister direkt vom Volk gewählt. Der SPD-Bürgermeisterkandidat hieß Georg Lederer. Er setzte sich gegen Anselm Freimuth (CSU) durch. Die Hirschauer waren mit seiner Arbeit offenkundig hoch zufrieden. Bei den Wahlen 1952 und 1956 wurde er mit 75,69 % bzw. 73,26 % der Stimmen eindrucksvoll bestätigt. Trotz des großen Vertrauensbeweises und sichtbarer Erfolge seiner Arbeit endete seine Amtszeit vorzeitig. In der SPD-Festschrift ist zu lesen: „Im September 1958 nahm Georg Lederer die politische Verantwortung für die Verfehlungen seines Stadtkämmerers (Anm. Alois Karl) auf sich und trat zurück. Der Kämmerer wurde in der Folge rechtskräftig verurteilt.“ Lederer selber nannte gesundheitliche Gründe für seinen Rücktritt.[1]

Bei Lederers Amtsantritt hatte Hirschau noch keine Wasserversorgung, obwohl seit 1938/1939 eine fertige Planung vorlag. Sie wurde während des Krieges vernichtet. 1948 wurde eine neue Planung gefertigt. Nach erfolgreichen Probebohrungen 1949 erfolgte am 4. September 1950 der Spatenstich. Die Einweihung der Anlage wurde am 31. August 1951 mit einem großen Wasserfest gefeiert. Lohn- und Preiserhöhungen hatten die Kosten von ursprünglich 630 000 Mark auf 739 099,64 Mark anwachsen lassen.[1]

Die Knabenschule nördlich der Pfarrkirche, die Räume im Schulschwestern-Kloster und im ehemaligen Kommunbrauhaus genügten den Anforderungen längst nicht mehr. Im Oktober 1955 wurde der Grundstein für den 1. Bauabschnitt eines Zentralschulhauses an der Josefstraße gelegt. Zum 1. August 1956 konnte der Bau übergeben werden. Es folgte der 2. Bauabschnitt. Am 18. Januar 1958 wurde der 1,3 Mio. DM teure Gesamtkomplex eingeweiht. Landrat Dr. Martin Winkler stellte in seiner Rede fest: „Hirschau ist auf weite Sicht der schulische Mittelpunkt des Landkreises.“ Im Schuljahr 1957/1958 besuchten 559 Kinder die Volksschule. Außerdem 11 Mädchen und 54 Burschen die landwirtschaftliche Berufsschule.[1]

Als weitere Maßnahmen und Projekte, die in Lederers Amtszeit durchgeführt bzw. begonnen wurden, sind u.a. zu nennen: Die Instandsetzung des Feuerkanals, des Krankenhauses und des im Krieg erheblich beschädigten Rathauses, die Renovierung der Gemeindehäuser und der Neubau eines Wohnhauses in der Nürnberger Straße, der Ausbau der Burgstraße, die Anschaffung eines neuen Feuerwehrautos, die Inbetriebnahme des städtischen Steinbruchs und die Planung für die Kanalisation.[1]

In Lederers Amtszeit fällt auch die Eröffnung des St. Wolfgang-Kindergartens. Zu verdanken ist der Bau AKW-Direktor Wolfgang Droßbach. Er ließ den Kindergarten für 50 000 DM errichten und schloss für die AKW am 14. Januar 1953 einen Vertrag mit der von der Stadt Hirschau verwalteten Forster-Dorfnersche Spital- und Krankenhausstiftung Hirschau, wonach der neue Kindergarten in deren Besitz übergehen sollte. Über die Einweihung des „Märchenkindergartens“ am 28. Juni 1953 berichteten viele überregionale Zeitungen, sogar in der „Wochenschau“ wurde er deutschlandweit präsentiert.[1]

Die Anfänge der Freizeitanlage am Monte Kaolino reichen in das Jahr 1956 zurück, als Martin Götz das Sommer-Skifahren auf dem Watzendorfer Sandberg „entdeckte“. Bürgermeister Lederer trat von Anfang an dafür ein, im Interesse des Fremdenverkehrs am Monte Kaolino zu investieren. AKW-Direktor Droßbach würdigte bei der Freibaderöffnung am 20. Juni 1959 ausdrücklich das Engagement Lederers, der zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Amt war.[1]

Obst- und Gartenbauverein

Lederer war auch viele Jahre 1. Vorstand des Obst- und Gartenbauvereins. Besonders verdient gemacht um diesen hat er sich durch die Einrichtung einer Obstverwertungsstelle auf seinem Grundstück an der Grundstraße.[1]

Ehrungen

  • Am 29. Februar 1996 beschloss der Stadtrat von Hirschau auf gemeinsamen Antrag von SPD- und CSU-Fraktion die Benennung der Bürgermeister-Lederer-Straße im Siedlungsgebiet Heidenau nach Georg Lederer. Die Vorsitzenden der beiden Fraktionen Hans Baumann (SPD) und Werner Schulz (CSU) unterstrichen Lederers vorbildlichen Einsatz. Dank seiner Tatkraft seien in seiner Amtszeit eine Reihe zukunftsweisender Entscheidungen getroffen worden.[1]
  • Am 24. September 1961 erhielt Lederer die Bürgermedaille in Gold der Stadt Hirschau.[1]

Einzelnachweise

  1. 1,00 1,01 1,02 1,03 1,04 1,05 1,06 1,07 1,08 1,09 1,10 1,11 Werner Schulz: In schwerer Zeit für Hirschau viel bewegt: Bürgermeister Georg Lederer. Oberpfalz Medien GmbH, vom 8. April 2022, abgerufen am 17. September 2024
  2. Stadträte seit 1945. In: Hirschau im Wandel der Nachkriegszeit 1947-1977, S. 4-7