Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch

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Feuerwehrhaus in Gleiritsch
Feuerwehrhaus in Gleiritsch

Die Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch wurde 1877 gegründet. Das war ein Feuerwehrverband aus den Wehren der Gemeinde Gleiritsch und der damaligen Gemeinde Bernhof.

Eine Löschmaschine ist erforderlich

Nach den Vorschriften über das Feuerlöschwesen vom 9. Juni 1877 waren alle Gemeinden verpflichtet, die Feuerwehren auf dem Prinzip der allgemeinen Feuerwehrdienstpflicht neu zu organisieren. Als Haupterfordernis war den Feuerwehren vorgeschrieben, eine gute Löschmaschine anzuschaffen. Dies war aber leichter gesagt als getan, da diese Anschaffung ins Geld ging und nicht jede Gemeinde die Geldmittel für eine solche Löschmaschine hatte. Bei dieser Maschine handelte es sich um eine mit Muskelkraft betriebene Feuerlöschpumpe zur Brandbekämpfung. Sie wurde von einer Pumpmannschaft bedient. Das war natürlich auf Dauer sehr anstrengend. Motorpumpen oder elektrische Antriebsmöglichkeiten standen zur damaligen Zeit noch nicht zur Verfügung.

Gemeinde Gleiritsch und Gemeinde Bernhof brauchen eine Feuerwehr

Bereits am 16. Mai 1870 trafen sich die Bürgermeister und Gemeinderäte der Gemeinden Gleiritsch (Gleiritsch, Steinach, Lampenricht, Stöcklhof, Sägmühle und Kohlmühle) und die Vertreter der damals eigenständigen Gemeinde Bernhof (Bernhof, Hebenhof, Boxmühle, Heilinghäusl, Zieglhäuser und Oberpierlhof), wobei die Kohlmühle am Anfang zur Gemeinde Bernhof gehörte und später zur Gemeinde Gleiritsch kam. Bei dem Treffen im Jahre 1870 vereinbarten beide Parteien, gemeinsam eine „zweirädrige, fahrbare kleine Druckspritze anzuschaffen[1]. Die Spritze sollte in einem kleinen Anbau an den Schulstadel untergebracht werden. Die damalige Schule befand sich unterhalb der heutigen Kirche. Das Gebäude mit einem Klassenzimmer für rund 80 Kinder war auch die Wohnung des Lehrers von Gleiritsch. Die Schule am Pfarrweg, das heutige Pfarrheim, entstand in den Jahren 1887/1888.

Anscheinend tat sich in Sachen Feuerspritze wenig, da die finanziellen Mittel fehlten. Am 16. September 1877 fassten die Gemeinden Gleiritsch und Bernhof einen erneuten Beschluss auf Anschaffung einer fahrbaren Druckspritze. Am 23. Juni 1878 meldete der Gleiritscher Bürgermeister Adam Zinkl, dass nach den „Distrikts polizeilichen Bestimmungen“ 34 Männer für die Feuerwehr angemeldet sind und noch weitere dazukommen werden.

Am 16. Mai 1879 erhielten die Gemeinden Gleiritsch und Bernhof zeitgleich vom königlichen Bezirksamt Neunburg jeweils einen Bescheid, dass „Gemäß Art. 38 der Gemeindeordnung jede politische Gemeinde verpflichtet ist für die Herstellung und Unterhaltung der zum Schutz gegen Feuergefahr erforderlichen Feuerlöschutensilien und Löschgeräthe zu sorgen[2]“. Das königliche Bezirksamt wies ausdrücklich darauf hin, dass die „Erfüllung dieser gesetzlichen Verpflichtung der Gemeinde … erzwungen werden kann“.

Feuerwehrverbände einzelner Gemeinden

Unterschriften Gemeindevertreter Gleiritsch und Bernhof 1879
Verzeichnis der Feuerwehren im Jahre 1898

„Da die Anschaffung einer solchen Löschmaschine aber für eine einzelne Gemeinde auf dem Lande ohne große Belastung derselben nicht möglich ist, so muss dahin getrachtet werden, dass die Kosten der Anschaffung auf einen größeren Zeitraum und durch Bildung von Feuerwehrverbänden auf mehrere Gemeinden vertheilt werden“[3], so das Schreiben vom Bezirksamt. „Als Feuerwehrverband wurden unter anderem auch die Gemeinden Gleiritsch und Bernhof in Aussicht genommen“, wie es weiter heißt. Zur Ausrüstung einer solchen gemeinschaftlichen Feuerwehr zählen eine „Löschmaschine, Spritzenschläuche, Steigerleitern, Gurten, Sailen und Beilen ec.“, so das Schreiben weiter. Die Gesamtkosten für die Ausrüstung veranschlagte das königliche Bezirksamt Neunburg auf 814 Mark, wobei die Gemeinde Gleiritsch, aufgeteilt auf zehn Jahre, 51 Mark jährlich übernehmen sollte und die Gemeinde Bernhof 23 Mark. Aus dieser Berechnung ergeben sich insgesamt 740 Mark. Der Geldbetrag würde ohne Zinsen zur Verfügung gestellt, so das Bezirksamt. Den beiden Gemeinden wurde eine Frist von vier Wochen gesetzt, dem Vorschlag zuzustimmen. Am 17. Juni 1789 folgte der Beschluss zur Gründung einer Pflichtfeuerwehr, obwohl bereits 1878 eine Meldung des Bürgermeisters Adam Zinkl ergangen war. Im Verzeichnis der Freiwilligen Feuerwehren des bayerischen Landes-Feuerwehr-Verbandes aus dem Jahre 1898 ist bei der Gemeinde Gleiritsch das Gründungsdatum 1. Juni 1879 angegeben, bei der Gemeinde Bernhof findet sich kein Eintrag für eine Gründung, auch kein späterer handschriftlicher Nachtrag, wie dies bei einigen anderen Feuerwehren der Fall ist. Daher ist davon auszugehen, dass der Feuerwehrverband der Gemeinde Gleiritsch und der Gemeinde Bernhof weiter bis zur Auflösung der Gemeinde Bernhof im Jahre 1946 Bestand hatte. Schaut man z.B. auf die heutige Gemeinde Teunz, so gibt es dort eigenständige Feuerwehren in Teunz, Zeinried, Kühried, Wildstein und Fuchsberg. Diese Orte waren früher alle eigenständige Gemeinden, bei denen es zu keinen Feuerwehrverbänden kam wie bei den Gemeinden Gleiritsch und Bernhof.

Erster Feuerwehrkommandant, erstes Feuerlöschrequisiten-Haus

Planausschnitt von 1882

In einem Antrag an die königlich bayerische Brandversicherungsanstalt aus dem Jahre 1881 sind die Ausrüstungsgegenstände der Feuerwehr aufgelistet, die im Eigentum der Gemeinde sind. Den Antrag stellte der Kommandant Leonhard Pürner aus Gleiritsch“[4]. Anscheinend kam es dann auch zur Anschaffung einer Feuerlöschspritze für beide Gemeinden. Daraufhin deutet ein Plan vom 5. August 1882 zur Erbauung eines Feuerlöschrequisiten-Hauses[5] für die Gemeinde Gleiritsch. Das kleine Gebäude war etwa drei Meter lang und knappe zwei Meter breit.

Das Brandunglück im Dorfe Gleiritsch

Ausschnitt Neunburger Amtsblatt von 1889
Karte Brandleider im Jahre 1889

Beim großen Brand am 31 Mai 1889 griffen die Gleiritscher Feuerwehr und umliegende Wehren[6]ein, konnte aber nicht verhindern, dass eine Vielzahl von Häusern und Gebäuden im Innerortsbereich von Gleiritsch ein Raub der Flammen wurden (Boier, Wankerl, Schreinermichl, Wankerlpeter, Schneiderhartl, Schmied, Stefflgirgl, Reichert, Moisdabauer, Wirtshoardl). Nach den damaligen Erhebungen belief sich der Gesamtschaden durch die Feuersbrunst auf 48.370 Mark. Rund 19.000 Mark Schaden waren durch Versicherungen gedeckt. Der nicht versicherte Schaden belief sich auf rund 30.000 Mark. So erging auf Antrag der Gemeinde Gleiritsch „mit aller Beschleunigung“ [7] in den Gemeindebezirken eine Spendensammlung (Geld, Naturalien, Wäsche, usw.) zu veranlassen und das Ergebnis der Sammlung spätesten innerhalb von zwei Wochen an die Gemeinde Gleiritsch zu übersenden. Bei den meisten Gemeinden belief sich das Spendenaufkommen zwischen 5 Mark und 10 Mark. Die Stadt Oberviechtach überbrachte 36 Mark und 50 Pfennige, das Königreich Bayern zahlte 500 Mark für die Geschädigten des Großbrandes aus.

Bau von Feuerwehrhäusern

Im Jahre 1946 erfolgte die Auflösung der ehemaligen Gemeinde Bernhof. Deren Ortsteile wechselten in die Gemeinde Gleiritsch, Oberpierlhof kam zur Gemeinde Trausnitz. Im 1946 neu entstandenen Gemeindesprengel gab es nur noch die Feuerwehr Gleiritsch.

Unter Bürgermeister Michael Zwack entstand 1951 beim früheren Anwesen Alois Kirchberger ein Feuerwehrhaus mit Schlauchturm. In den Folgejahren erwarb man eine neue Spritze mit VW-Motor, da die alte Spritze ihren Dienst versagte. Um mit den steigenden Anforderungen des Brandschutzes und der Brandbekämpfung standhalten zu können, kaufte die Gemeinde Gleiritsch 1980 ein neues Löschfahrzeug. Das Feuerwehrgerätehaus musste zu diesem Zweck umgebaut werden. Der Schlauchturm wurde entfernt, da man ihn nicht mehr brauchte.

1987 beschloss der Gemeinderat den Neubau eines Feuerlöschgerätehauses mit Schulungs- und Sitzungsraum in der Sandgasse unterhalb des heutigen "Hauses der Vereine". Die Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch erklärte sich bereit, einen Großteil der Arbeitsstunden für die Errichtung des Zweckbaues zu übernehmen. Baubeginn war am 27. Mai 1988. Insgesamt erbrachten die ehrenamtlichen Helfer 4.200 Arbeitsstunden.

Bereits ein gutes Jahr nach Baubeginn konnte am 20. August 1989 das Bauwerk im Beisein zahlreicher Ehrengäste seiner Bestimmung übergeben werden. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 220.000 Euro. Die Aktiven erbrachten dabei einen Anteil von rund 40.000 Euro in Form von Arbeitsleistungen. Heute beherbergt das Feuerwehrhaus die Gemeindekanzlei und im Schulungs- und Sitzungssaal ein kleines Regionalmuseum, die Heimatgeschichtliche Sammlung Gleiritsch.

Fahnenweihen

Florianstag in Gleiritsch (2017
  • 1885 beging der noch junge Verein seine erste Fahnenweihe.
  • 1953 hatte die Freiwilligen Feuerwehr Gleiritsch die zweite Fahnenweihe in ihrer Geschichte.
  • 1977 feierte der Verein unter der Schirmherrschaft des bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel, dessen Wahlkreis der damalige Altlandkreis Oberviechtach war, das hundertjährige Gründungsfest mit Fahnenweihe.
  • 2002, vom 14. Juni bis zum 16. Juni, konnte die Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch ihr 125jähriges Feuerwehrjubiläum unter der Schirmherrschaft von MdL Marianne Schieder begehen.

Literatur

  • Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach 3464
  • Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach 2880
  • Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach 3459
  • Staatsarchiv Amberg, Landratsamt Nabburg 203
  • Staatsarchiv Amberg, Landratsamt Neunburg vorm Wald 507
  • Staatsarchiv Amberg, Landratsamt Neunburg vorm Wald 784
  • Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach Baugenehmigungsakten 1882/61
  • Neunburger Amtsblatt, 1889, Nr. 46, S. 185
  • Alois Köppl: 125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch (1877 – 2002), Freiwillige Feuerwehr Gleiritsch, 2002

Einzelnachweise

  1. Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach,3464
  2. Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach,3464
  3. Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach,3464
  4. Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach 3464
  5. Staatsarchiv Amberg, Bezirksamt/Landratsamt Oberviechtach Baugenehmigungsakten 1882/61
  6. Neunburger Amtsblatt, 1889, Nr. 46, S. 185
  7. Neunburger Amtsblatt, 1889, Nr. 46, S. 185